Frankfurt (Reuters) - Der Chemiekonzern BASF steht vor einem massiven Umbau. Das Agrarchemiegeschäft sowie das mit Batteriematerialien sollen aus der BASF SE herausgelöst und in rechtlich eigenständige Einheiten überführt werden, teilte das Ludwigshafener Unternehmen am Donnerstag mit.
Ein Verkauf der Bereiche sei aber nicht das Ziel dieser Maßnahmen und stehe auch nicht auf der Agenda. Nach Angaben der Gewerkschaft IG BCE sind von der Ausgliederung knapp 2500 Beschäftigte, fast zehn Prozent der Belegschaft am Stammwerk Ludwigshafen, betroffen. Kündigungen seien nicht geplant.
BASF wolle seine Wettbewerbsfähigkeit durch die Anpassung der Geschäftssteuerung weiter steigern, begründete Finanzchef Dirk Elvermann das Vorhaben. "Wir kombinieren die Vorteile eines differenzierteren Ansatzes zur Steuerung einzelner Geschäfte mit den Vorteilen des Verbunds sowie unserer Aufstellung als integriertes Unternehmen." Die Geschäfte erhielten mehr Raum, um den Bedürfnissen ihrer spezifischen Kundenindustrien gerecht zu werden. Betroffen davon sei neben dem Agrarbereich und den Batteriematerialien auch das Coatings-Geschäft, das bereits seit 2010 als GmbH eigenständig ist und unter anderem Fahrzeuglacke sowie Bautenanstrichmittel herstellt.
Vom Geschäft mit Batteriematerialien, in das BASF große Hoffnungen wegen des Ausbaus der Elektromobilität setzt, erwartet der Dax-Konzern künftig die höchste Rendite. Bis 2030 werde eine operative Rendite (Ebitda-Marge) von 30 Prozent oder mehr angestrebt. Bei den Agrarchemikalien geht BASF von mittelfristig 23 Prozent oder mehr aus, bei Coatings von 15 Prozent oder mehr. Die übrigen Geschäfte im Verbund sollen 17 Prozent über den Chemiezyklus erreichen. 2022 hatte das Agrargeschäft einen Anteil von zwölf Prozent am Konzernumsatz von 87,3 Milliarden Euro, Coatings steuerte knapp fünf Prozent bei. Für die Batteriematerialien veröffentlicht BASF bisher keine Geschäftszahlen, der Konzern strebt aber nach früheren Angaben in dem Bereich einen Umsatz von mehr als sieben Milliarden Euro bis 2030 an.
Die Gewerkschaft IG BCE sprach von einer Hiobsbotschaft kurz vor Weihnachten für die Belegschaft. "Das Jahr endet für die Beschäftigten wie es begonnen hat, mit schlechten Nachrichten, die die Kolleginnen und Kollegen verunsichern", erklärte Bezirksleiter Gunther Kollmuß. Die Gewerkschaft pocht auf einen verbrieften Verkaufsverzicht, die neuen Einheiten müssten Teil des BASF-Verbunds bleiben. "Wenn etwas separiert wird, klingt das für die Menschen nach Verkauf. Das zeigt die Erfahrung", sagte Betriebsratschef Sinischa Horvat der Nachrichtenagentur Reuters. "Aber uns wurde vom Management zugesichert, es gehe bei den Maßnahmen nur darum, verschiedene Bereiche schlagkräftiger aufzustellen. BASF soll ein integriertes Unternehmen bleiben, dafür muss das Unternehmen Vertrauen aufbauen."
Die IG BCE und der Betriebsrat forderten auch eine Verlängerung der Standortvereinbarung am Stammwerk bis 2030. Betriebsbedingte Kündigungen sind in Ludwigshafen laut der laufenden Standortvereinbarung bis Ende 2025 ausgeschlossen. Vorstandschef Martin Brudermüller hatte im Februar ein neues Sparprogramm angekündigt, dem weltweit 2600 Stellen zum Opfer fallen, knapp zwei Drittel davon in Deutschland. Mehrere energieintensive Anlagen am Stammwerk in Ludwigshafen sollen geschlossen werden.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)