Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft rechnet nach dem Machtwechsel in Polen mit frischen Impulsen für die Geschäfte mit dem Nachbarland.
"Mit dem Antritt der neuen Regierung Tusk verbinden wir die Hoffnung auf einen neuen Aufschwung in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen", sagte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Cathrina Claas-Mühlhäuser, am Mittwoch. "Der deutsch-polnische Wirtschaftsmotor kann wieder zum Schrittmacher für Europa werden."
Polen sei ein attraktiver Investitionsstandort, der kurze und sichere Lieferwege garantiere. Durch einen konstruktiven Dialog der neuen Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk in Warschau mit Berlin und Brüssel kämen diese Stärken wirtschaftlich wieder voll zum Tragen. "Schon jetzt spüren wir ein gesteigertes Interesse deutscher Unternehmen an Polen", sagte Claas-Mühlhäuser.
Polen ist bereits der mit Abstand wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands im östlichen Europa und fünftwichtigster Handelspartner weltweit. Dem Ausschuss zufolge haben deutsche Unternehmen mehr als 37 Milliarden Euro in Polen investiert und rund 450.000 Arbeitsplätze geschaffen. Aufgrund der EU-Mitgliedschaft, der geografischen Nähe, der gut ausgebildeten und motivierten Arbeitskräfte sowie der dynamischen Wirtschaftsentwicklung sei Polen seit Jahrzehnten ein hochattraktiver Standort für die deutsche Industrie. Umgekehrt gingen 28 Prozent der polnischen Exporte nach Deutschland. Rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze hingen von deutschen Kunden ab.
Der ehemalige EU-Ratspräsident Tusk ist am Mittwoch als neuer Ministerpräsident vereidigt worden und der Wechsel zu einer pro-europäischen Regierung damit vollzogen. Der 66-Jährige legte vor Präsident Andrzej Duda den Amtseid ab und wird somit als neuer Regierungschef zum EU-Gipfel nach Brüssel reisen. Damit kommt es nach acht Jahren Regierungszeit der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) zum Machtwechsel in Polen. Mit der neuen Regierung könnte der jahrelange Streit zwischen der EU und Polen etwa über die umstrittene Justizreform und die Zuteilung von eingefrorenen EU-Mitteln in Milliarden-Höhe enden.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)