Frankfurt (Reuters) - Wegen angeblich unerlaubter Nutzung von Anwenderdaten für personalisierte Werbung haben Datenschützer Beschwerde gegen den Kurznachrichtendienst X eingereicht.
Es gehe um eine Anzeigenkampagne der EU zu einer umstrittenen Initiative, teilte die vom Aktivisten Max Schrems gegründete Gruppe "None Of Your Business" (Noyb) am Donnerstag mit. Der US-Dienst habe ausgewählten niederländischen Nutzern die Werbung anhand von Informationen über deren politische und religiöse Ansichten auf die Geräte gespielt. Damit sollten sie als Unterstützer eines Vorstoßes der EU-Kommission zur sogenannten Chat-Kontrolle mobilisiert werden.
Dieses Schlagwort steht für einen Vorschlag der EU-Kommission, im Kampf gegen Kindesmissbrauch Internetfirmen zu einer anlasslosen, automatisierten Durchsuchung von Chats nach solchen Inhalten zu verpflichten. Das Europaparlament will dies nur in konkreten Verdachtsfällen erlauben. Noyb hatte wegen der Online-Werbung für die ursprüngliche EU-Initiative bereits Beschwerde gegen die Kommission eingereicht.
"Auf dem Papier verbietet X die Nutzung sensibler Daten für politische Werbung", sagte Noyb-Juristin Maartje de Graaf. In der Realität profitiere der Kurznachrichtendienst noch immer von Techniken, bei denen spätestens seit dem Cambridge-Analytica-Skandal im Jahr 2018 klar sei, welchen Schaden sie anrichten könnten. Die Firma des Milliardärs Elon Musk verstoße damit gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DGSVO) und den europäischen Digital Services Act (DSA).
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)