London (Reuters) - Nach einer Phase der geldpolitischen Straffung ist die britische Notenbank weiter im Pausenmodus und dämpft zugleich Erwartungen an eine baldige Zinssenkung.
Die Bank of England (BoE) beschloss am Donnerstag, den Leitzins bei 5,25 Prozent zu belassen. Die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses (MPC) hatten nach 14 Zinsschritten in Folge im September die Füße erstmals stillgehalten und auch im November pausiert. Die aktuelle Entscheidung war intern erneut umstritten: Der Beschluss fiel mit sechs zu drei Stimmen. Drei Mitglieder stimmten wie bereits im November für eine Erhöhung. Die BoE versetzte zugleich Zinssenkungfantasien einen Dämpfer: Die Geldpolitik müsse wahrscheinlich für geraume Zeit straff bleiben, so die Botschaft der Währungshüter an die Finanzmärkte.
Laut BoE-Chef Andrew Bailey zeigt die straffe Linie bei der Bekämpfung der Inflation zwar Wirkung: "Aber es ist noch ein gutes Stück Weg zu gehen", fügte er hinzu. Es sei "wirklich noch zu früh" für Spekulationen über Zinssenkungen. Händler am Geldmarkt rechnen nun erst für Juni 2024 fest mit einer Zinssenkung, zuvor hatten sie diese bereits für Mai einkalkuliert.
Nach dem Zinsentscheid der BoE zog das Pfund Sterling an. Die Währung des Vereinigten Königreichs klettert auf ein Tageshoch von 1,2714 Dollar nach 1,2666 Dollar kurz vor dem Beschluss.
HARTNÄCKIGE INFLATION
Die BoE bekämpft mit ihrer straffen Linie die hohe Inflation auf der Insel: Die Jahresteuerungsrate war im Oktober auf 4,6 Prozent von zuvor 6,7 Prozent gefallen. Sie liegt damit trotz des spürbaren Rückgangs noch merklich über dem Zielwert der Notenbank von zwei Prozent. "Zwar ist die Inflation seit der letzten MPC-Sitzung deutlich gesunken, sie liegt aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Laut BoE wären weiterhin zusätzliche Straffungen vonnöten, falls die Inflation hartnäckig bleibe", merkt Helaba-Experte Ralf Umlauf an.
Die BoE wandelt mit ihrer erneuten Zinspause auf den Spuren der US-Zentralbank. Die Federal Reserve hatte am Mittwoch ihren Leitzins ebenfalls zum dritten Mal nicht angetastet. Sie beließ ihn in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Zugleich deutete die Fed an, dass es 2024 zu Zinssenkungen kommen dürfte.
Dass die britischen Währungshüter auf ein solches Signal vorerst verzichten, liegt auch an der besonders hartnäckigen Inflation auf der Insel: "Im Vergleich zu den Entwicklungen in den Vereinigten Staaten und im Euroraum waren die Messgrößen der Lohninflation im Vereinigten Königreich deutlich höher und die Preisinflation bei Dienstleistungen ist bisher weniger zurückgegangen", erklärte die BoE.
(Bericht von David Milliken, Andy Bruce, Alun John geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)