Paris (Reuters) - Nach der Zinspause sollte die Europäischen Zentralbank (EZB) aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau eine Zinssenkung ansteuern.
"Der nächste Schritt sollte, sofern es keine Überraschungen gibt, eine Senkung sein", sagte das EZB-Ratsmitglied am Freitag im Gespräch mit dem Finanzportal Boursorama. Die EZB solle sich dabei von wirtschaftlichen Daten leiten lassen, nicht jedoch von Kalenderüberlegungen. Erst einmal würden die Zinsen aber auf einem Plateau bleiben. "Wir stehen auf einem Plateau, auf dem man sich die Zeit nehmen sollte, die Aussicht zu genießen", sagte Villeroy. Das bedeute, sich an den Auswirkungen der Geldpolitik zu erfreuen.
Die EZB hatte am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung angesichts deutlich zurückgehender Inflationsraten die Schlüsselsätze wie schon im Oktober konstant gehalten. Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde war zudem Spekulationen auf rasche Zinssenkungen entgegengetreten. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bleibt damit weiter auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent.
Die Euro-Notenbank habe vorgehabt, den Finanzmärkten eine Botschaft von "Vertrauen und Geduld" zu senden, sagte Villeroy. Die jüngsten Zinserhöhungen würden sogar etwas schneller als ursprünglich gedacht in der Realwirtschaft ihre Wirkung entfalten. "Unsere Prognose ist eine Inflationsrate von 2,1 Prozent bis 2025. Das wird auch für Frankreich gelten." Die EZB strebt 2,0 Prozent Teuerung an. Im November lag die Rate bei 2,4 Prozent - 2022 hatte sie im Herbst zeitweise bei über zehn Prozent gelegen.
(Reporter Tassilo Hummel; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Ralf Bode; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)