Tokio (Reuters) - Die Wirtschaftslobby in Japan drängt die Notenbank zu einer raschen Abkehr von der Niedrigzinspolitik.
Der Chef des einflussreichen Unternehmensverbandes Keidanren, Masakazu Tokura, sagte am Montag, die Bank of Japan (BoJ) sollte ihre Geldpolitik so schnell wie möglich normalisieren. "Ich weiß nicht, ob es dieses Jahr, im April oder... später passiert", sagte er über eine geldpolitische Wende der Währungshüter, die am Dienstag nach einer zweitägigen Sitzung erneut über den Leitzins entscheiden. Der Markt wolle keine Zinspolitik, die nicht im Einklang mit den Fundamentaldaten stehe, womit die Wirtschaft zerstört würde, sagte Tokura.
Japans Wirtschaft war im Sommer stärker geschrumpft als erwartet. Zwischen Juli und September ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um aufs Jahr hochgerechnet 2,9 Prozent zurück. Dabei schrumpften die Verbraucherausgaben um 0,2 Prozent. Experten machen Kaufkraftverluste der Verbraucher für die Konsumschwäche verantwortlich. In dem Fernostland übersteigt die Inflation seit mehr als einem Jahr den Zielwert der BoJ von zwei Prozent.
Dies hat zu Spekulationen geführt, dass die Notenbank im Verlauf des kommenden Jahres eine Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik einleiten könnte. Seit 2016 verfolgt sie eine Politik der Zinskurven-Steuerung. Dabei peilen die Währungshüter Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und von null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an. Die BoJ will an der laxen Linie festhalten, bis eine nachhaltige Inflation von zwei Prozent und Lohnerhöhungen in Sicht sind.
Die Lohnaussichten für das nächste Jahr seien entscheidend dafür, ob die Preise auf dem richtigen Weg seien, betonte Zentralbankchef Kazuo Ueda jüngst. Verbandschef Tokura sagte, die Wirtschaft sei bestrebt, nachhaltige Lohnerhöhungen und strukturelle Lohnerhöhungen möglichst durch eine Anhebung der Grundgehälter auch im nächsten Jahr fortzusetzen.
(Bericht von Tetsushi Kajimoto, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)