Kairo (Reuters) - In Ägypten hat erwartungsgemäß Amtsinhaber Abdel Fattah al-Sisi die Präsidentenwahl gewonnen.
Für Sisi hätten knapp 90 Prozent der Wähler gestimmt, teilte die Nationale Wahlbehörde am Montag mit. Der 69-Jährige sicherte sich damit eine dritte Amtszeit und kann das Land für weitere sechs Jahre regieren. Zwar hat die Kritik an Sisi wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage zugenommen. Allerdings bestimmte der Gaza-Krieg die öffentliche Meinungsbildung, wovon Sisi nach Einschätzung von Beobachtern profitierte, da er als Stabilitätsgarant gilt.
Sisi hatte drei Konkurrenten, denen aber von vorneherein keine Chancen eingeräumt worden waren. Er hatte 2013 als Oberbefehlshaber der Armee den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens, Mohamed Mursi von der Muslimbruderschaft, gestürzt. 2014 übernahm er erstmals das Präsidentenamt. 2019 setzte er eine Verfassungsänderung durch, wodurch die Amtszeit des Präsidenten von vier auf sechs Jahre verlängert wurde und Sisi für eine dritte Amtszeit kandidieren konnte.
"Sisi hat den gesamten Staatsapparat und die Sicherheitsbehörden eingesetzt, um zu verhindern, dass ein ernsthafter Kandidat überhaupt antritt", sagte der Bürgerrechtler Hossam Bahgat. "Wie beim letzten Mal hat er seine Gegner handverlesen, die nur zum Schein gegen den Präsidenten kandidieren und seine katastrophale Politik nicht oder nur sehr verhalten kritisieren", erläuterte der Leiter der regierungsunabhängigen Ägyptischen Initiative für Persönlichkeitsrechte.
Sisi hat unter anderem Infrastrukturmaßnahmen vorangetrieben, zu denen auch eine neu gebaute Hauptstadt in der Wüste östlich von Kairo gehört. Kritiker sehen das Projekt als teure Extravaganz in einer Zeit, in der Ägyptens Staatsschulden anschwellen und die Preise in die Höhe schnellen. Sisis Befürworter streichen heraus, dass der ehemalige General für mehr Sicherheit im Land gesorgt hat.
(Bericht von Farah Saafan, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)