Berlin (Reuters) - Der Bund will sich im kommenden Jahr auch wegen einer sinkenden Neuverschuldung deutlich weniger Geld von Investoren leihen.
Insgesamt sollen Bundeswertpapiere im Volumen von 440 Milliarden Euro begeben werden, wie die für das Schuldenmanagement zuständige Finanzagentur am Dienstag mitteilte. Das sind rund 60 Milliarden Euro weniger als im zu Ende gehenden Jahr, in dem mit rund einer halben Billion Euro ein Rekordniveau erreicht wurde. Die geplante Volumen ist das niedrigste seit 2020, liegt aber immer noch gut doppelt so hoch wie in den Jahren vor der Corona- und Energiekrise.
Obwohl der Bundeshaushalt für 2024 noch nicht verabschiedet ist, bestehe bei dem anvisierten Volumen "eine hohe Planungssicherheit", sagte Finanzagentur-Geschäftsführer Tammo Diemer. Hauptgrund: Nur ein geringer Teil der Einnahmen ist dafür vorgesehen, das erwartete Defizit im Etat von Finanzminister Christian Lindner zu schließen. Wie groß es sein wird, ist angesichts der Haushaltskrise infolge des Verfassungsgerichtsurteils zur Schuldenbremse zwar noch offen. Es wird aber mit deutlich weniger als den 70 Milliarden Euro für das zu Ende gehende Jahr gerechnet. Der überwiegende Teil der Emissionserlöse wird benötigt, um Geld an Investoren zurückzuzahlen. So müssen 2024 rund 343 Milliarden Euro an Tilgungszahlungen für bereits bestehende Schulden des Bundes und seiner Sondervermögen geleistet werden. Dafür wird nun eine Refinanzierung benötigt.
MEHR GRÜNE ANLEIHEN
Allein 247,5 Milliarden Euro soll mit Auktionen konventioneller Anleihen am Kapitalmarkt in die Kassen gespült werden, etwa mit zehnjährigen Bundesanleihen. Dabei leihen Investoren wie Pensionsfonds oder Lebensversicherer dem Staat Geld für eine bestimmte Zeit. Dafür bekommen sie eine jährliche Zinszahlung. Am Ende der Laufzeit erhalten die Anleger dann ihr investiertes Geld zurück. Hinzu kommen weitere 165 Milliarden Euro, die am Geldmarkt eingenommen werden sollen - also mit Papieren mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr.
Außerdem will die Finanzagentur im nächsten Jahr 17 bis 19 Milliarden Euro mit grünen Bundeswertpapieren einnehmen, die der Finanzierung umwelt- und klimafreundlicher Ausgaben dienen. "Das ist unser Beitrag, um den grünen Finanzmarkt weiterzuentwickeln", sagte Diemer. Neben Auktionen sind zudem auch Syndikatsverfahren geplant, bei dem die Banken einen Anteil auf das eigene Buch nehmen und bei ihren Kunden für die Papiere werben. Hier ist ein Volumen von bis zu zwölf Milliarden Euro geplant.
Die großen Ratingagenturen bewerten die Bonität Deutschlands mit der Bestnote AAA. Das signalisiert Anlegern ein extrem geringes Ausfallrisiko, wenn sie Geld dem deutschen Staat leihen. Dieser wiederum profitiert vom "Triple-A"-Status, da er sich zu vergleichsweise günstigen Konditionen Geld leihen kann. Im internationalen Vergleich ist die Gesamtverschuldung des Staates gering. Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge dürfte sie im kommenden Jahr auf 63,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sinken.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)