Berlin (Reuters) - Die Lokführergewerkschaft GDL hat den Weg für unbefristete Bahn-Streiks im nächsten Jahr freigemacht.
97 Prozent der Mitglieder sprachen sich in einer Urabstimmung für längere Arbeitskämpfe bei der Deutschen Bahn aus, wie GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag mitteilte. Die Dauerstreiks könnten neben der Deutschen Bahn auch die Regionalbahnbetreiber Transdev, die City-Bahn-Chemnitz sowie acht Personaldienstleister treffen. Bis zum 7. Januar und damit über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel soll es jedoch noch keinen neuen Ausstand geben. Danach müssen sich Reisende aber auf längere Streiks einstellen: "Das was jetzt kommt, wird kräftiger, wird länger und wird härter für die Kunden", sagte Weselsky.
Die GDL hatte Ende November die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn abgebrochen, weil diese laut GDL unter anderem nicht über Arbeitszeitverkürzungen mit vollem Lohnausgleich sprechen wollte. Die Gewerkschaft hat bereits mit zwei Warnstreiks bei der Deutschen Bahn große Teile des Verkehrs lahmgelegt.
Größter Streitpunkt ist die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich. Dazu verlangt sie 555 Euro mehr im Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro. Die Bahn hatte zu Beginn der Gespräche elf Prozent mehr Lohn und Gehalt bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 32 Monaten geboten. Das hatte die GDL als völlig unzureichend abgelehnt.
Die Bahn wiederum stemmt sich wegen der Knappheit von Arbeitskräften vor allem gegen die verlangte Arbeitszeitverkürzung. Würde man die GDL-Forderung erfüllen, müssten 10.000 neue Mitarbeiter eingestellt werden, was auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt unmöglich sei, argumentiert der Konzern. Ebenfalls abgelehnt wird eine Ausdehnung der Tarifverträge der GDL auf weitere Sparten. Kerngebiet der GDL sind Lokführer und Zugbegleitpersonal. Laut Bahn verhandelt die GDL so für insgesamt 10.000 Beschäftigte. Dies sei auch gesetzlich so definiert, da die GDL in anderen Betriebseinheiten keine Mehrheit hat. Für diese hatte die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt.
(Bericht von: Markus Wacket; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)