Berlin (Reuters) - ProSiebenSat.1 setzt künftig mehr auf exklusive lokale Programminhalte und fährt den Anteil von US-Lizenzinhalten zurück.
Dies sorgt zum einen 2024 für einen Anstieg der Programminvestitionen um rund 80 Millionen Euro Euro auf etwa 1,05 Milliarden Euro, wie der bayerische TV-Konzern am Dienstagabend mitteilte. Zudem beschloss der Vorstand, im laufenden vierten Quartal 2023 eine Wertabschreibung von bis zu 250 Millionen auf vorhandenes Programmvermögen vorzunehmen sowie eine Rückstellung von weiteren bis zu 90 Millionen Euro. Hintergrund ist, dass das Unternehmen hier in der Vergangenheit erworbene Inhalte etwa von Hollywood Studios nicht mehr ausstrahlen wird und deshalb eine Wertberichtigung machen muss.
Beide Sondereffekte haben nach Konzernangaben keine Auswirkung - zumindest auf die bereinigten Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2023, insbesondere das sogenannte adjusted Ebitda. Zudem würden sie im laufenden Geschäftsjahr nicht zum Abfluss von Zahlungsmittel führen, so dass sich dadurch auch keine Veränderung der Nettofinanzverschuldung ergebe.
Für 2024 rechnen die Bayern mit einem Umsatzplus sowie einem stagnierenden bereinigten Gewinn (adjusted Ebitda) und wollen den konkreten Ausblick am 7. März 2024 veröffentlichen. Für das zu Ende gehende Geschäftsjahr erwartet ProSiebensat.1 wie bisher, dass der Umsatz leicht unter der erwarteten Spanne von 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro liegt. Der Gewinn (bereinigtes Ebitda) dürfte am unteren Ende der prognostizierte Bandbreite von rund 600 Millionen Euro (plus/minus 50 Millionen Euro) liegen. Dabei dürften Erlöse und Gewinn im wichtigen vierten Quartal leicht steigen.
Konzernchef Bert Habets bekräftigte das Ziel, sich klar auf Unterhaltung und die Streamingplattform Joyn zu fokussieren. "Der Erfolg unserer Programme in den letzten Monaten zeigt deutlich, dass sich unsere lokale Programmoffensive auszahlt." Die Zuschauer sähen mehr heimische Inhalte auf allen Kanälen und insbesondere auf Joyn. "Wir gehen jetzt den nächsten strategischen Schritt und werden ab 2024 deutlich mehr in lokale Inhalte investieren."
Der seit gut einem Jahr amtierende Habets musste sich mit den Großaktionären MFE von der italienischen Berlusconi-Familie und der tschechischen PPF-Gruppe arrangieren. Der Niederländer und frühere RTL-Chef kappte die Dividende für mehr Investitionen, verpasste ProSiebenSat.1 ein Sparprogramm und baute 400 Vollzeitjobs ab.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)