Dublin (Reuters) - Die Europäische Zentralbank verfolgt laut ihrem Chefvolkswirt Philip Lane die jüngsten Angriffe auf Schiffe im Roten Meer genau.
"Solche Flaschenhälse jeglichen Typs sind sehr problematisch", sagte der oberste Ökonom der EZB am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Dublin. "Aber was den Nettoeffekt auf die Inflation betrifft, da gibt es Kräfte, die dort in beide Richtungen ziehen", merkte er an. Die mit der Hamas verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen hatten sich zuletzt zu Drohnenangriffen auf Schiffe im Roten Meer bekannt. Durch den Suezkanal, der das Mittelmeer und das Rote Meer verbindet, verläuft die kürzeste Route zwischen Europa und Asien. Rund 15 Prozent des weltweiten Schiffsverkehrs werden dort abgewickelt.
Die weltgrößte Containerreederei MSC, die dänische Großreederei A.P. Moller-Maers, die französische Reederei CMA CGM und auch die taiwanesische Containerreederei Evergreen haben ihre Containertransporte durch die Region inzwischen gestoppt. Die Situation hatte Befürchtungen aufkommen lassen, es könne erneut zu Lieferengpässen wie zur Zeit der Corona-Pandemie kommen.
Lane äußerte sich auch zu den jüngsten Zinssenkungsfantasien an der Börse. Die Idee, dass man die November-Zahlen zur Inflation im Euro-Raum hochrechnen und mit Sicherheit sagen könne, es sei Zeit, sich hin zu Zinssenkungen zu bewegen, das sei nicht in den EZB-Wirtschaftsprognosen angelegt, sagte er. "Ich denke, das haben Sie in der letzten Woche einheitlich von Präsidentin Lagarde und von verschiedenen anderen gehört," fügte er hinzu.
Die Inflation war im November auf 2,4 Prozent gesunken. Damit liegt das EZB-Ziel von 2,00 Prozent nicht mehr weit entfernt. Das hatte Zinssenkungsspekulationen an der Börse angefacht. Dort wird mittlerweile bereits auf einen ersten Zinsschritt nach unten im März gewettet. Die EZB-Volkswirte rechnen dagegen für das Gesamtjahr 2024 immer noch mit einer Inflation von durchschnittlich 2,7 Prozent.
(Bericht von Padraic Halpin; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)