Reuters

Inflation im Dezember durch Sondereffekt wohl spürbar gestiegen

04.01.2024
um 12:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Nach fünf Rückgängen in Folge zeichnet sich für Dezember erstmals wieder ein Anstieg der Inflationsrate in Deutschland ab.

In den sechs Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen zogen die Verbraucherpreise jeweils stärker an als im November, wie die Statistischen Landesämter am Donnerstag mitteilten. Die Teuerungsrate bewegte sich dabei zwischen 3,4 (Bayern) und 4,5 (Brandenburg) Prozent. Auf Basis dieser Daten will das Statistische Bundesamt am Nachmittag eine erste Schätzung ganz Deutschland veröffentlichen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen rechnen mit einer Inflationsrate von 3,7 Prozent, nachdem sie im November mit 3,2 Prozent auf den tiefsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren gefallen war.

Grund für den erwarteten Anstieg ist ein Sondereffekt: Der Staat übernahm im Dezember 2022 einmalig die monatliche Abschlagszahlung für Erdgas und Fernwärme, um die Haushalte bei den Energiekosten zu entlasten, die nach dem russischen Überfall auf die Ukraine stark gestiegen waren. Dadurch verteuerte sich Haushaltsenergie nun etwa in Nordrhein-Westfalen um 5,6 Prozent im Vorjahresvergleich, darunter insbesondere Fernwärme um 40,0 Prozent.

"Einen derart großen Basiseffekt gibt es selten", sagte dazu der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. "Abgesehen von statistischen Sondereffekten lässt der Inflationsdruck weiter nach." So sank die sogenannte Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - in NRW von 3,7 auf 3,4 Prozent.

Dass der Kampf gegen die Inflation im neuen Jahr eine zähe Angelegenheit bleiben könnte, liegt auch an mehreren politischen Entscheidungen. So dürften die Energiepreise im Januar zulegen, da der CO2-Preis von 30 Euro je Tonne nicht nur auf 40, sondern auf 45 Euro steigen soll. "Dies könnte in den folgenden Monaten auch auf andere Gütergruppen durchschlagen", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Zudem ist die Preisbremse bei Gas und Strom bereits zum Jahreswechsel ausgelaufen und nicht erst im März. Auch der geplante Zuschuss des Bundes zu den Netzentgelten bei Strom in Höhe von 5,5 Milliarden Euro fällt weg. Zudem zahlen Gas- und Fernwärmekunden wieder die volle Mehrwertsteuer von 19 statt der ermäßigten sieben Prozent. Auch auf Speisen in Restaurants kehrt sie auf das alte Niveau von 19 Prozent zurück.

Die Ökonomen der Deutschen Bank gehen dennoch davon aus, dass die Inflationsrate 2024 sinken wird. Sie dürfte im Jahresschnitt auf etwa 2,6 Prozent fallen. 2023 hat sie bei rund sechs Prozent gelegen.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)