Reuters

Inflationsanstieg bremst Erholung an Europas Börsen

04.01.2024
um 15:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Nach den jüngsten Kursverlusten haben sich Europas Anleger am Donnerstag kaum vorangewagt.

Dax und EuroStoxx50 gaben ihre anfänglichen Gewinne bis zum Nachmittag weitgehend ab und lagen noch 0,1 Prozent höher bei 16.547 und 4453 Punkten. In die Quere kam der Börsenerholung eine im Dezember wieder erneut deutlich angestiegene Teuerungsrate in Deutschland. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 3,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Für die Europäische Zentralbank bedeutet der vorübergehende Anstieg der Teuerung, dass noch eine Weile vergehen wird, bis sie die Zinsen senken kann. Wir halten die Erwartungen des Marktes bezüglich rascher Zinssenkungen für verfrüht", sagte Ökonom Michael Herzum von Union Investment.

An den US-Börsen lagen die Futures teils erneut im Minus. Das Protokoll der jüngsten US-Notenbank-Sitzung brachte bezüglich des Zeitpunktes einer ersten Zinssenkung keine neue Erkenntnis. "Der Mitschnitt zeigt, dass die Fed bereit ist, die Wende nach unten einzuleiten," sagte Jochen Stanzl, Analyst bei CMC Markets. "Aber eben nur, wenn die Inflation auch weiter fällt."

GEWINNWARNUNG VON JD SPORTS DRÃœCKT ADIDAS & CO

Bei den Dax-Werten schaffte es Bayer mit einem Plus von 2,3 Prozent an die Spitze. Der Pharmakonzern und seine Biotechtochter BlueRock Therapeutics machen Fortschritte bei der Entwicklung einer neuartigen Gentherapie zur Behandlung von Parkinson. Federn lassen mussten nach einer Gewinnwarnung von JD Sports dagegen die Papiere des Sportartikelherstellers Adidas. Sie verloren mehr als vier Prozent. Puma-Aktien gaben im MDax 5,6 Prozent nach. Der britische Sportmodehändler JD hat die Konsumflaute zu spüren bekommen und daher sein Gewinnziel eingedampft. Die Papiere fielen an der Londoner Börse um rund 23 Prozent.

Die britische Modefirma Next hat ihren Gewinnausblick hingegen zum fünften Mal in Folge angehoben und damit die Aktie auf ein Allzeithoch gehoben. Die Papiere klettern um rund vier Prozent auf 8402 Pence.

CHEF-WECHSEL BRINGT EVOTEC INS WANKEN

Deutlich nach unten ging es auch für Evotec, die im MDax zeitweise 21,6 Prozent einbrachen. Das Biotechunternehmen hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass der langjährige Vorstandsvorsitzende Werner Lanthaler aus persönlichen Gründen von seinem Posten zurücktrete. Sein Vertrag wäre eigentlich bis März 2026 gelaufen. Der Abgang von Lanthaler sei überraschend und enttäuschend, hieß es in einem Kommentar des Brokerhauses TD Cowen. Aktien von Infineon rutschten auf ein Fünf-Wochen-Tief von 33,75 Euro. Händler verwiesen auf die allgemeine Schwäche im Technologiesektor, die aus den USA auf die europäischen Aktien übergreife.

Am Ölmarkt sorgten Versorgungsängste erneut für steigende Preise. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 78,55 Dollar je Fass, das US-Leichtöl WTI kostete mit 73,10 Dollar je Barrel 0,6 Prozent mehr. Berichte über Proteste auf Libyens wichtigstem Ölfeld hatten die Preise für Rohöl bereits am Mittwoch um jeweils mehr als drei Prozent nach oben nach oben getrieben. Für Unruhe sorgte auch die Lage im Roten Meer, wo es seit Wochen zu Angriffen von Huthi-Rebellen auf Fracht-Schiffen kommt. Die mit dem Iran verbündeten Rebellen im Jemen haben sich mit der radikal-islamischen Hamas solidarisch erklärt.

(Bericht von Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Kerstin Dörr.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)