München (Reuters) - Der Reisekonzern TUI steht vor dem Rückzug von der Londoner Börse.
Die Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung am 13. Februar in Hannover darüber entscheiden, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Einladung hervorgeht. Vorstandschef Sebastian Ebel hatte die Überlegungen zu einer Rückkehr in den streng regulierten Prime Standard in Frankfurt schon im Dezember präsentiert, nun ist die Entscheidung gefallen. "Mittlerweile hat sich der Großteil der Liquidität unserer Aktie nach Deutschland verlagert", sagte Finanzvorstand Mathias Kiep. Gut drei Viertel der Transaktionen würden mittlerweile hierzulande abgewickelt. Mit dem "Umzug" nach Frankfurt winkt TUI der Einzug in den Nebenwerteindex MDax der Deutschen Börse.
Allerdings verlangt die britische Finanzmarktaufsicht FCA, dass die Aktionäre das Delisting von der Londoner Börse mit einer Dreiviertelmehrheit beschließen, wie TUI mitteilte. Der Konzern aus Hannover war 2014 nach der Fusion mit der britischen TUI Travel an die Londoner Börse abgewandert. Seit einigen Jahren hat sich der Handel laut TUI aber wieder nach Deutschland verlagert. Dort wird die Aktie bisher nur an der Regionalbörse in Hannover sowie im Freiverkehr gehandelt. Investoren hätten das Doppel-Listing in Frage gestellt. "Wir sind den Anregungen unserer Aktionäre gefolgt", sagte Kiep. Vorteile des Wechsels seien unter anderem geringere Kosten und die Erfüllung der EU-Vorschriften für die Eigentümer von Fluggesellschaften.
Für den Frankfurter Börsenbetreiber wäre der Reisekonzern ein prestigeträchtiger Neuzugang. Zuletzt hatte die Deutsche Börse mehr deutsche Unternehmen verloren als gewonnen. So zog sich der amerikanisch-deutsche Gas-Riese Linde zugunsten der New Yorker Börse aus dem regulierten Frankfurter Handel zurück. Der rheinische Gesundheitsschuh-Hersteller Birkenstock entschied sich bei seinem Börsengang für New York. Auch der Mainzer Impfstoff-Entwickler BioNTech hatte sich gegen Frankfurt und für die US-Technologiebörse Nasdaq entschieden.
Die Rückkehr in den regulierten Frankfurter Handel könnte eine Woche nach Ostern, am 8. April, erfolgen, hieß es in der Einladung an die Aktionäre. Das Delisting in London würde bei Zustimmung der Hauptversammlung am 24. Juni wirksam. Etwa zur gleichen Zeit könnte TUI wieder in den MDax einziehen.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)