Dubai (Reuters) - Die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) hat den verheerenden Anschlag im Iran für sich reklamiert.
Zwei IS-Selbstmordattentäter hätten ihre Sprengstoffgürtel in der Menschenmenge gezündet, die sich am vierten Todestag von General Kassem Soleimani zu einer Gedenkfeier am Friedhof in der südostiranischen Stadt Kerman versammelt hatte, teilte die sunnitisch-muslimische Gruppe am Donnerstag über ihre Kanäle auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Die Führung in Teheran schwor schon vor der IS-Bekenner-Erklärung Rache für den schwersten Anschlag im schiitisch dominierten Iran seit der Islamischen Revolution 1979, bei dem fast 100 Menschen getötet und mehr als 280 verletzt wurden. Es werde eine "starke Vergeltung" geben, drohte der Erste Vizepräsident Mohammad Mochber beim Besuch eines Krankenhauses in Kerman, wo Verletzte des Anschlags behandelt wurden. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) verurteilte in einer Erklärung den "feigen Terroranschlag" und sprach den Familien der Opfer und der iranischen Regierung sein Beileid aus.
Zum Todestag Soleimanis hatten sich Hunderte Menschen an seinem Grab versammelt. Der einflussreiche General war Anfang 2020 in Bagdad durch einen US-Drohnenangriff gezielt getötet worden. Er war Chef der Kuds-Brigade, der Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden für Auslandseinsätze. Der Iran reagierte auf den US-Angriff damals mit Angriffen auf zwei irakische Militärstützpunkte, auf denen auch US-Soldaten stationiert waren. Die USA verzichteten auf einen Gegenschlag, um eine Eskalation zu vermeiden.
Die Iranischen Revolutionsgarden bezeichneten den Anschlag in Kerman als "feigen Akt", der darauf abgezielt habe, "Unsicherheit zu schaffen und Rache zu üben für die tiefe Liebe und Zuneigung der Nation zur Islamischen Republik". Die Täter würden "entschieden und gerecht" bestraft. Die iranische Regierung machte "Terroristen" für den Anschlag verantwortlich. Die IS-Miliz hat sich schon früher zu Anschlägen im Iran bekannt, so im Jahr 2022 zu einem Anschlag auf einen schiitischen Schrein, bei dem 15 Menschen getötet wurden. Sie reklamierte auch zwei Bombenanschläge im Jahr 2017 auf das iranische Parlament und das Grab des Gründers der Islamischen Republik, Ajatollah Ruhollah Chomeini für sich. Der Iran sieht sich als Schutzmacht der Schiiten, die in vielen anderen muslimischen Staaten in der Minderheit sind.
Die Führung in Teheran beschuldigt ihre Erzfeinde Israel und die USA häufig, militante Gruppen zu unterstützen, die gegen den Iran kämpfen und in der Vergangenheit Anschläge gegen die Islamische Republik verübt haben. Die USA hatten am Mittwoch jede Beteiligung am Anschlag bestritten und erklärt, sie hätten auch keinen Grund zur Annahme, dass Israel daran beteiligt sei. Vielmehr handele es sich offenbar um einen "Terroranschlag", wie er in der Vergangenheit von der IS-Miliz verübt worden sei.
(Bericht von Parisa Hafezi, Elwely Elwelly und Clauda Tanios. Bearbeitet von Alexander Ratz und Christian Götz, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)