Berlin (Reuters) - Die deutschen Einzelhändler haben ihren Umsatz im vergangenen Jahr nur dank steigender Preise erhöht.
Er sei voraussichtlich um 2,4 Prozent im Vergleich zu 2022 gewachsen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag zu seiner ersten Schätzung mit. Preisbereinigt (real) fiel der Umsatz allerdings um 3,1 Prozent niedriger aus. Besonders starke Einbußen verzeichneten der Lebensmittelfachgeschäfte sowie Läden für Einrichtungsgegenstände, Haushaltsgeräte und Baubedarf.
Zuletzt zeigte der Trend im beginnenden Weihnachtsgeschäft überraschend stark nach unten: Im November mit Sonderaktionen wie "Black Friday" und "Cyber Monday" schrumpfte der reale Umsatz um unerwartet kräftige 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Minus von 0,1 Prozent gerechnet. "Eine Konsumwende ist weiterhin außer Sicht", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger.
Die nachlassende Teuerung könnte im Laufe des Jahres nach und nach für neue Impulse für den privaten Konsum sorgen. "Die Inflationsdynamik in Deutschland ist gebrochen und die Zeit wirklich hoher Inflationsraten ist vorbei", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Er rechnet damit, dass sich die Teuerungsrate 2024 mehr als halbiert - auf 2,5 Prozent von 5,9 Prozent 2023.
Dadurch könnten die Reallöhne wieder deutlicher wachsen und damit die Kaufkraft der Verbraucher stärken. Im dritten Quartal legten die Reallöhne in Deutschland mit 0,6 Prozent so kräftig wie seit über zwei Jahren nicht mehr zu und damit bereits das zweite Vierteljahr in Folge. Ein Konsumboom, der die deutsche Wirtschaft aus der Flaute zieht, ist aber nicht in Sicht.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Myria Mildenberger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)