Reuters

Artillerie-Einsatz nahe umstrittener Seegrenze von Nord- und Südkorea

05.01.2024
um 10:37 Uhr

Seoul (Reuters) - Nahe der umstrittenen Seegrenze zwischen Nord- und Südkorea ist es am Freitag zum Einsatz von Artillerie gekommen.

Nordkorea feuerte mehr als 200 Geschosse ins Meer, worauf Südkorea nach Angaben seines Verteidigungsministeriums mit "entsprechenden" Schießübungen mit scharfer Munition reagierte. Zu den Artillerieschüssen des Nordens sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs: "Dies ist ein Akt der Provokation, der die Spannungen verschärft und den Frieden auf der koreanischen Halbinsel bedroht." Die Geschosse seien alle auf der nördlichen Seite der Seegrenze gelandet, es habe keine Schäden gegeben.

Experten zufolge ist es nicht ungewöhnlich, dass Nordkorea im Zuge seiner Wintermanöver Artillerie in dem Gebiet einsetzt. Der Unterschied zu früheren Jahren sei allerdings, dass der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un eine härtere Gangart gegenüber dem Süden angekündigt hat und den Nachbarn offiziell als Feind betrachtet. Die Möglichkeit einer Wiedervereinigung hatte Kim erst vergangene Woche ausgeschlossen.

Die faktische Seegrenze vor der Westküste der koreanischen Halbinsel wurde 1953 nach dem Korea-Krieg gezogen, für den es bis heute nur einen Waffenstillstand gibt. An der sogenannten Nördlichen Grenzlinie (NLL) gab es immer wieder Zusammenstöße zwischen Nord- und Südkorea. 2010 feuerte Nordkorea mehrere Dutzend Artilleriegeschosse auf die Insel Yeonpyeong knapp südlich der NLL. Zwei Soldaten und zwei Zivilisten starben.

Am Freitag wurden die Bewohner von Yeonpyeong und einer weiteren Insel, Baengnyeong, vom südkoreanischen Militär aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Anschließend feuerten auf den Inseln stationierte Marine-Brigaden mit scharfer Munition auf den südlichen Teil der NLL, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Auf Yeonpyeong leben etwas mehr als 2000 Einwohner und dort stationierte Soldaten. Die Insel liegt rund 120 Kilometer westlich von Seoul, die Fährfahrt dorthin dauert mehr als zweieinhalb Stunden.

(Bericht von Ju-min Park und Soo-hyang Choi, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)