Kairo/Gaza/Jerusalem (Reuters) - Knapp drei Monate nach Beginn des Kriegs mit der Hamas hat Israel die Luft- und Bodenangriffe auf den Gazastreifen nach palästinensischen Angaben verstärkt.
Vor allem Al-Maghasi, Al-Bureidsch und Al-Nusseirat im Zentrum des Küstengebiets seien ins Visier genommen worden. Nach Angaben palästinensischer Gesundheitsbehörden vom Freitag wurden im Gazastreifen binnen 24 Stunden rund 162 Menschen getötet. Das israelische Militär teilte mit, es habe binnen 24 Stunden mehr als 100 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Auch im Westjordanland starben nach UN-Angaben zahlreiche Menschen bei Zusammenstößen zwischen Israelis und Palästinensern.
Die Hamas hatte am 7. Oktober Israel überfallen, dort rund 1200 Menschen getötet und Dutzende weitere verschleppt. Israel hat sich die Zerschlagung der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation, die im Gazastreifen herrscht, zum Ziel gesetzt. Bei den israelischen Angriffen auf das dicht besiedelte Küstengebiet nach dem Hamas-Überfall starben nach palästinensischen Angaben bis zum Freitag rund 22.600 Menschen.
Vier Menschen wurden palästinensischen Angaben zufolge bei einem Luftangriff auf einer Straße in Al-Nusseirat getötet. Weiter im Süden, wohin Hunderttausende Menschen aus dem Norden des Gazastreifens geflüchtet waren, seien sechs Menschen bei einem Angriff auf Chan Junis ums Leben gekommen. Dort sei die Gegend um das Al-Amal-Krankenhaus von Artillerie beschossen worden, teilte das Palästinensische Rote Kreuz mit. Das israelische Militär erklärte, es habe in dieser Region bewaffnete Kämpfer ausgeschaltet.
Westliche Politiker starteten eine weitere diplomatische Initiative zur Eindämmung der Gewalt. US-Außenminister Antony Blinken, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock kündigten Reisen in die Region an. "Es liegt in niemandes Interesse, weder in dem von Israel, noch in dem der Region oder der Welt, dass dieser Konflikt sich über den Gazastreifen hinaus ausbreitet", erklärte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Blinken wollte seine Reise am Freitag in der Türkei beginnen. Auf dem Programm stehen noch Israel und das Westjordanland, Jordanien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Ägypten sowie Griechenland. Borrell reist von Freitag bis Sonntag zu Gesprächen in den Libanon.
Baerbock wird am Sonntag zunächst nach Israel reisen, wo sie ihren neuen Amtskollegen Israel Katz und Präsidenten Jitzchak Herzog treffen will. Auch ein Treffen mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas ist geplant. Danach will sie auf der vierten Nahost-Reise ihrer Amtszeit nach Ägypten und Libanon weiterreisen. "Es darf keine Besetzung des Gazastreifens geben, keine Vertreibung und keine Verkleinerung des Territoriums", sagte Baerbock. "Zugleich darf für Israel keine Gefahr aus dem Gazastreifen mehr ausgehen."
(Bericht von Nidal al-Mughrabi und Arafat Barbakh, Andreas Rinke, geschrieben von Elke Ahlswede und Jörn Poltz, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)