Reuters

Anleger in Europa bleiben zum Wochenstart auf der Hut

08.01.2024
um 12:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Nach dem schwachen Jahresauftakt geben die Aktienmärkte in Europa weiter nach.

Dax und EuroStoxx50 verloren am Montag in der Spitze jeweils rund einen halben Prozentpunkt auf bis zu 16.517 beziehungsweise 4438 Punkte. "Die Gefahr, dass die Börsen von den Notenbanken zu schnell zu viel erwarten, ist riesig", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Und wenn diese übertriebenen Zinssenkungs-Phantasien jetzt in Teilen zurückgenommen werden, dann trifft das den Aktien- und Rentenmarkt gleichermaßen hart."

Im Gegenzug zur sinkenden Nachfrage nach Staatsanleihen zogen die Renditen in der Eurozone an. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit bis zu 2,191 Prozent, nach zuvor 2,143 Prozent. Die Inflation in der Euro-Zone legte im Dezember wieder zu, wie aus den jüngsten Zahlen hervorging und lieferte damit der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Argument dafür, die Zinsen noch für einige Zeit stabil zu halten.

Aus der deutschen Industrie kamen unterdessen gemischte Signale: Ihre Exporte stiegen im November so stark wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr, während die Neuaufträge nahezu stagnierten und die Umsätze sogar schrumpften. Die positive Überraschung bei den Exporten sei vor allem einer anziehenden Warenausfuhr nach China zu verdanken, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft blieben aber trübe. Trotz der derzeit mauen Konjunkturlage im Euroraum, hellte sich die Stimmung in der Wirtschaft der Euro-Zone indes vor der Jahreswende auf.

PREISSENKUNG IN SAUDI-ARABIEN DRÜCKT ÖLPREIS

Am Rohölmarkt belastete eine Preissenkung des führenden Ölexporteurs Saudi-Arabien die Preise. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent und US-Rohöl WTI verbilligten sich um jeweils mehr als zwei Prozent auf 77,00 Dollar beziehungsweise 72,04 Dollar pro Barrel. Der saudi-arabische Ölkonzern Saudi Aramco hatte am Sonntag den offiziellen Verkaufspreis (OSP) für die Februar-Verladung von Rohöl der Sorte Arab Light für asiatische Kunden auf den niedrigsten Stand seit 27 Monaten gesenkt. Die Kürzung untermauere das Narrativ der schwachen Nachfrage, sagte Vandana Hari, Gründerin des Analyseanbieters Vanda Insights.

Der fallende Ölpreis setzte auch Öl- und Gaskonzernen zu. Der entsprechende europäische Branchenindex gab um knapp zwei Prozent nach. Dem Ölriesen Shell machte zusätzlich eine Abschreibung von bis zu 4,5 Milliarden Dollar zu schaffen, die hauptsächlich mit dem zum Verkauf stehenden Raffinerie- und Chemiezentrum in Singapur zusammenhängt. Die Titel von Shell büßten rund zwei Prozent ein und waren damit zeitweise größter Verlierer im Londoner FTSE 100-Index.

BOEING IM SINKFLUG - PANDORA GLÄNZT

Ein am Wochenende verhängtes Startverbot für 171 Boeing-Maschinen vom Typ 737 Max 9 für Sicherheitsprüfungen ließ im vorbörslichen US-Handel die Aktien des US-Flugzeugbauers um mehr als acht Prozent einbrechen. Damit droht Boeing mehr als 12,5 Milliarden Dollar an Marktwert zu verlieren. Die in Frankfurt notierten Boeing-Papiere büßten rund sieben Prozent ein. Dagegen zogen die Titel des Rivalen Airbus um 2,4 Prozent an die Dax-Spitze. Nach einem dramatischen Zwischenfall mit einem herausgebrochenen Kabinen-Teil bei einer brandneuen Boeing 737 Max 9 erteilte die US-Luftfahrtbehörde am Wochenende ein vorübergehendes Flugverbot für einige Maschinen des Typs.

Glänzen konnte indes der dänische Schmuckhersteller Pandora. Das in den vergangenen drei Monaten überraschend stark angezogene Geschäft trieb die Titel in Kopenhagen in der Spitze um fast vier Prozent in die Höhe. Die für ihre Armbänder und Anhänger bekannte Firma habe dank gezielter Kampagnen mit Prominenten zuletzt Marktanteile gewonnen und den Umsatz im vergangenen Jahr mit einem Plus von acht Prozent stärker gesteigert als vorhergesagt. Da die meisten Schmuckstücke mit dem Flugzeug ausgeliefert würden, sei der Konzern auch nicht von den Störungen der Schifffahrt im Roten Meer betroffen, sagte Finanzvorstand Anders Boyer.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)