Guayaquil/Quito (Reuters) - Ecuador sieht sich nach der Verhängung des Ausnahmezustands mit zunehmender Gewalt konfrontiert.
Die Regierung erklärte am Dienstag, die Gewalt sei eine Reaktion auf die Pläne von Präsident Daniel Noboa, ein neues Hochsicherheitsgefängnis zu bauen und inhaftierte Bandenchefs zu verlegen. Die Unruhen veranlassten die peruanische Regierung, den Ausnahmezustand an der Grenze zu Ecuador auszurufen und Sicherheitskräfte und Armeetruppen in das Gebiet zu verlegen. China schloss seine Botschaft und seine Generalkonsulate in Ecuador mit Wirkung zum 10. Januar bis auf weiteres. Brasilien, Kolumbien und Chile sprachen der ecuadorianischen Regierung ihre Unterstützung aus.
Noboa hatte am Montag wegen der Gewalt in den Gefängnissen - darunter die Geiselnahme von Wärtern und die Flucht des Bandenchefs Adolfo Macias - einen 60-tägigen Ausnahmezustand verhängt. Fast zwei Dutzend kriminelle Banden wurden zu terroristischen Organisationen erklärt. Alle Gruppen seien nun militärische Ziele, sagte Admiral Jaime Vela, Chef des gemeinsamen Kommandos der Streitkräfte, nach einem Sicherheitstreffen mit Noboa und anderen Offiziellen. Unmittelbar danach kam es zu mehreren Anschlägen und Explosionen im Land. Bislang hat sich niemand zu den Taten bekannt.
Eine Live-Sendung des ecuadorianischen Fernsehsenders TC wurde am Dienstag von Bewaffneten gestürmt. Die Angreifer seien in den Empfangsbereich eingedrungen, hätten Mitarbeiter angegriffen und Dynamit gelegt, sagte der Nachrichtenkoordinator und Reporter von TC, Leonardo Flores Moreno, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Zwei Personen seien dabei verletzt worden. Während der Übertragung waren Schüsse und Schreie zu hören, einige der Angreifer gestikulierten in die Kamera und jemand rief "keine Polizei". Die mit Sturmhauben maskierten und überwiegend schwarz gekleideten Personen fuchtelten mit Waffen herum und gingen auf die zusammengekauerten Mitarbeiter los, bevor die Übertragung abgebrochen wurde. Die Polizei teilte später mit, dass "die Ordnung wiederhergestellt" und 13 Eindringlinge festgenommen worden seien.
Bei drei verschiedenen Vorfällen in der südlichen Stadt Machala, in Quito und in der Provinz Los Rios wurden nach Polizeiangaben sieben Polizisten entführt. Die Gefängnisbehörde SNAI erklärte, elf Gefängniswärter, die in den vergangenen zwei Tagen als Geiseln genommen worden waren, seien wieder frei. 139 Wärter und anderes Personal seien jedoch noch in Geiselhaft.
(Bericht von Alexandra Valencia und Yury Garcia, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)