Dubai (Reuters) - Trotz der Angriffe der USA und Großbritanniens auf ihre militärischen Stellungen haben die Huthi-Rebellen im Jemen weitere Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer angekündigt.
Nun wächst die Sorge, dass sich der Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas im Gazastreifen, mit der sich die Huthi solidarisch erklärt haben, auf die gesamte Region ausweitet. Für das Vorgehen der USA und Großbritanniens gebe es keine Rechtfertigung, erklärte der Sprecher der Rebellen, Mohammed Abdulsalam, am Freitag auf der Online-Plattform X. Die Angriffe der Huthi auf Schiffe nach Israel würden fortgesetzt. Mohammed Ali al-Huthi, ein Mitglied des Obersten Politischen Rates der Huthi, bezeichnete die Angriffe der USA und Großbritanniens als barbarisch und kündigte eine Stellungnahme an. Der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz, die wie die Hamas, die Huthi-Rebellen und andere Gruppen die sogenannte Achse des Widerstandes bilden, verurteilten die Angriffe der USA und Großbritanniens scharf.
Die Huthi haben zur Unterstützung der Hamas wiederholt Handelsschiffe im Roten Meer auf der Suezkanal-Route attackiert, die ihrer Darstellung zufolge in Verbindung mit Israel stehen. Zudem haben sie Drohnen und Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert. Die USA und Großbritannien haben daher in der Nacht zu Freitag nach eigenen Angaben Militäranlagen der Huthi-Miliz angegriffen. Die USA haben unlängst eine Allianz zum Schutz der Handelsschifffahrt auf einem der wichtigsten Seewege der Welt gebildet. Der Einsatz trägt den Namen "Prosperity Guardian".
Es seien mehrere Städte im Jemen angegriffen worden, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, dem Nachrichtenportal Nournews zufolge. "Wir werten das als klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Jemen sowie als Verstoß gegen internationale Gesetze, Vorschriften und Rechte." Der Iran begreift sich als Schutzmacht der Schiiten, die neben den Sunniten den größten Zweig des Islams bilden, und ist ein wichtiger Verbündeter der Huthi. Er gilt auch als wichtiger Unterstützer der Hamas.
Auch die Hamas und die mächtige schiitische Hisbollah-Miliz verurteilten den Angriff. Die USA und Großbritannien trügen die Verantwortung für die Auswirkungen ihres Angriffs auf die Sicherheit in der Region, teilte die Hamas mit. "Die amerikanische Aggression bestätigt einmal mehr, dass die USA ein vollwertiger Partner bei den Tragödien und Massakern sind, die der zionistische Feind im Gazastreifen und in der Region verübt", erklärte die Hisbollah. Auch sie wird vom Iran unterstützt und hat sich solidarisch mit der Hamas im Gazastreifen erklärt. Im Grenzgebiet zwischen dem Libanon und Israel kommt es seit langem immer wieder zu Scharmützeln zwischen Hisbollah und israelischem Militär. Massiv eingegriffen in den Gaza-Krieg hat die Hisbollah allerdings bislang nicht.
Besorgt äußerte sich auch die irakische Führung. Der Westen weite den Konflikt aus und verschärfe die Spannungen in der Region, sagte Fadi Al-Schammari, ein Berater von Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani, der staatlichen Nachrichtenagentur INA zufolge. Russland beantragte wegen des Angriffs der USA und Großbritanniens auf die Huthi-Miliz eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.
Das Rote Meer ist über den Golf von Aden an der Küste des Jemens mit dem Arabischen Meer verbunden, einem Randmeer des Indischen Ozeans. Hier verlaufen einige der weltweit wichtigsten Schifffahrtswege nach Afrika und Asien und über den Suezkanal am westlichen Ende des Roten Meeres bis ins Mittelmeer. Wegen der wiederholten Angriffe der Huthi meiden viele Reedereien das Rote Meer und den Suezkanal, durch den zwölf Prozent des Welthandels gehen. Stattdessen nehmen die Frachtschiffe die weitaus längere und erheblich teurere Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.
(Bericht von: Jana Choukeir, Parisa Hafezi, Nayera Abdalla; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)