Reuters

Chinas Verbraucher knausern - Preisverfall setzt sich fort

12.01.2024
um 09:42 Uhr

Peking (Reuters) - China steckt in der Deflation fest.

Die Verbraucherpreise fielen im Dezember bereits den dritten Monat in Folge, und zwar um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte. Im November hatte es einen noch kräftigeren Rückgang von 0,5 Prozent gegeben. 2023 stiegen die Preise um durchschnittlich 0,2 Prozent und damit so langsam wie seit 2009 nicht mehr. Damit wurde zugleich das offizielle Ziel von rund drei Prozent deutlich verfehlt.

Experten machen dafür die allgemeine Nachfrageschwäche in der gesamten Wirtschaft verantwortlich. Angesichts des anhaltenden Abschwungs am Immobilienmarkt, der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt und gestiegener Schuldenrisiken haben die Verbraucher der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bei ihren Ausgaben geknausert.

Besonders stark gefallen sind im Dezember die Preise für Schweinefleisch. Sie brachen um 26,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein. Dagegen setzten viele Dienstleister spürbare Preiserhöhungen durch. Hotelübernachtungen etwa verteuerten sich um 5,5 Prozent.

Angesichts der mauen Konjunktur und der sinkenden Preise gehen Experten davon aus, dass die Zentralbank aktiv wird. Einige Ökonomen rechnen damit, dass sie in der kommenden Woche ihren Leitzins senken und mehr Geld in die Wirtschaft pumpen wird.

Das Dilemma für die Notenbank besteht darin, dass zur Konjunkturförderung gedachte Zinssenkungen den Preisverfall beschleunigen könnten. Die Situation erscheint konjunkturell gefährlich: Denn wenn sich Verbraucher in Erwartung weiter sinkender Preise dauerhaft beim Konsum zurückhalten, wird die gesamte Wirtschaft in einem Strudel aus sinkenden Preisen, fallenden Löhnen und Investitionszurückhaltung nach unten gezogen.

(Bericht von Qiaoyi Li, Liangping Gao und Ryan Woo, geschrieben von Rene Wagner und Reinhard Becker, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)