Buenos Aires (Reuters) - Argentiniens Zentralbank reagiert auf die ausufernde Inflation mit der Ausgabe neuer Geldscheine.
Noch in diesem Jahr sollen 10.000- und 20.000-Peso-Scheine in Umlauf gebracht werden, wie die Währungshüter am Donnerstagabend (Ortszeit) mitteilten. Die größte Banknote ist bislang der 2000-Peso-Schein, der erst im vergangenen Jahr eingeführt wurde.
Grund für die Maßnahme der Zentralbank ist die massive Geldentwertung im Land. Die Verbraucherpreise stiegen im Dezember um mehr als 211 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der höchste Wert seit Anfang der 90er Jahre. Allein von November auf Dezember zogen die Preise um mehr als 25 Prozent an.
Der seit rund einem Monat amtierende neue Präsident Javier Milei will die Inflation mit harten Sparmaßnahmen drücken. Er selbst räumt ein, dass sich die Lage erst einmal verschlimmern werden, bevor sich eine Besserung ergebe.
ZWEI FÜNFTEL LEBEN IN ARMUT
Viele Argentinier müssen wegen der stark steigenden Preise den Gürtel noch enger schnallen. Zwei Fünftel leben bereits in Armut. "Nichts ist billig", klagte die 65-jährige Rentnerin Graciela Bravo, die nun sorgfältig abzählt, wie viele Kartoffeln in ihrem Einkaufskorb landen. "Früher kaufte man Kiloware, jetzt kaufe ich drei oder vier Kartoffeln, damit sie nicht verderben."
Auch Anwalt Alejandro Grossi muss sparen. "Ich kaufe mir weniger Dinge, als mir lieb ist, da passt man sich an", sagte der 49-Jährige. "Es ist, als wären wir daran gewöhnt. Es ist hier schon etwas so Natürliches: Inflation und sich ständig ändernde Preise."
Der Rechtspopulist und Ökonom Milei, der sich selbst als Anarchokapitalist bezeichnet, hatte im Wahlkampf einen Radikalumbau seines Landes angekündigt. Dazu sollen unter anderem drastische Ausgabenkürzungen sowie die Abschaffung der Landeswährung Peso zugunsten einer Bindung an den Dollar gehören. Milei ist entschieden gegen Abtreibung, befürwortet lockerere Waffengesetze und hat den aus Argentinien stammenden Papst Franziskus wiederholt kritisiert.
(Bericht von Anthony Esposito, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)