Dura (Reuters) - Ein palästinensischer Ladenbesitzer erhebt schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee.
Soldaten hätten ihn während einer Razzia in der Stadt Dura im besetzten Westjordanland als menschlichen Schutzschild benutzt, sagte Baha Abu Ras am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Handyaufnahmen zeigen, wie Abus Ras von einem Soldaten eine Straße entlanggeführt wird - mit einer Hand fasst der Soldat ihn am oberen Rücken und schiebt ihn vor sich her, mit der anderen Hand legt er ihm sein Gewehr auf die Schulter. Zwei israelische Soldaten gehen vorsichtig hinter den beiden her, die Gewehre im Anschlag.
Abu Ras sagte, er sei am Montag aus seinem Mobiltelefongeschäft in Dura in der Nähe der Stadt Hebron mitgenommen worden. Zuvor hätten israelische Soldaten das Geschäft während einer Razzia durchsucht. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben zwei Palästinenser erschossen.
Der erste Soldat "sagte mir, dass er mich als menschlichen Schutzschild benutzen werde und dass junge Leute keine Steine werfen sollten", berichtete Abu Ras. "'Du wirst vor mir hergehen.' So geschah es, und er brachte mich in Richtung Stadtzentrum." Der Einsatz menschlicher Schutzschilde wird nach internationalem Recht weitgehend verurteilt. Israel hat die Hamas beschuldigt, Zivilisten als menschliche Schutzschilde im Gazastreifen einzusetzen. Das wurde von der militanten Gruppe bestritten.
Das israelische Militär äußerte sich nicht unmittelbar zu dem Vorfall. In einer früheren Erklärung hieß es, dass die Truppen in Dura scharf geschossen hätten. Sie wollten damit etwa 100 Menschen vertreiben, die mit Steinen und Brandbomben geworfen hätten.
Israel hat wiederholt Soldaten im Westjordanland eingesetzt und Razzien vorgenommen, weil es dort im Zuge des Krieges im Gazastreifen verstärkt zu Auseinandersetzungen gekommen ist. Es reagiert mit seiner Offensive im Gazastreifen auf den überraschenden Angriff der Hamas und mit ihr verbündeter radikaler Gruppen am 7. Oktober. Bei dem Angriff wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Dort werden rund 130 Geiseln von der Hamas und anderen Extremisten weiterhin festgehalten.
(Bericht von Yosri Al Jamal, geschrieben von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)