Frankfurt (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) rät den Notenbanken bei möglichen Zinssenkungen zu einem behutsamen Vorgehen.
Die Inflation werde in diesem Jahr voraussichtlich weniger stark abnehmen als noch im vergangenen Jahr, sagte IWF-Vizechefin Gita Gopinath der "Financial Times" (Donnerstagausgabe). Zu den Gründen zählte sie angespannte Arbeitsmärkte und eine hohe Inflation im Dienstleistungssektor in den USA, in Europa und auch anderswo. Daher sei von einem holprigen Weg in Richtung niedrigerer Inflationsraten auszugehen. "Die Arbeit ist noch nicht erledigt", sagte sie. "Die Zentralbanken müssen vorsichtig vorgehen."
Gopinath warnte Währungshüter zugleich davor, Börsenspekulationen auf rasche Zinssenkungen weiter anzufachen. Sobald Zentralbanken die Zinsen senkten, verfestige sich die Erwartung weiterer Schritte nach unten und am Ende werde dann viel stärker gelockert, was kontraproduktiv sein könne. "Basierend auf den Daten, die wir gesehen haben, würden wir erwarten, dass Zinssenkungen in der zweiten Hälfte, nicht in der ersten Hälfte erfolgen", fügte sie hinzu.
In der Euro-Zone lag die Inflationsrate im Dezember bei 2,9 Prozent. Noch im Herbst 2022 hatte sie zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. Aus den Kursen am Finanzmarkt geht hervor, dass Investoren derzeit davon ausgehen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen bereits im März oder im April erstmals senken wird. Demgegenüber hatten mehrere Euro-Wächter der EZB zuletzt versucht, die Erwartungen rascher Zinssenkungen etwas zu dämpfen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Mittwoch in Davos gesagt, sie werde noch nicht den Sieg über die Inflation verkünden.
(Bericht von Frank Siebelt; Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)