Frankfurt (Reuters) - Gestützt auf Kursgewinne bei Luxusgüter- und Chip-Aktien sind Europas Börsen am Donnerstag auf Aufholjagd gegangen.
Nach einer bislang negativen Wochenbilanz legte der Dax bis zum Nachmittag 0,7 Prozent auf 16.550 Punkte zu. Der EuroStoxx50 rückte um 0,9 Prozent auf 4442 Zähler vor. Für gute Stimmung im europäischen und amerikanischen Technologie-Sektor sorgten die Wachstumsziele des taiwanesischen Chipkonzerns TSMC. An der US-Börse Nasdaq lagen die Futures deswegen klar im Plus, während der US-Gesamtmarkt mehr oder weniger auf der Stelle trat. Der europäische Technologie-Index stieg um 2,2 Prozent.
Insgesamt agierte die Mehrzahl der Anleger angesichts weiter ungewisser Zinsaussichten jedoch zurückhaltend. Mehrere Notenbanker versuchen derzeit, Erwartungen an den Märkten nach im Jahresverlauf eher frühen als späten Zinssenkungen zu dämpfen. Wie aus den Mitschriften der vergangenen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorging, bleiben die Währungshüter im Kampf gegen die Inflation wachsam. Der restriktive Kurs müsse für einige Zeit beibehalten werden, hieß es.
DOLLAR HOLT AUF - ANLEIHERENDITEN STEIGEN
Am Devisenmarkt konnte der US-Dollar anfängliche Verluste wettmachen. Der Dollar-Index legte 0,3 Prozent auf 103,61 Punkte zu. "Niedrigere Zinssenkungserwartungen und eine risikoscheue Stimmung wirken sich positiv auf den Dollar aus", sagte Nordea-Chefanalyst Niels Christensen. An den Terminmärkten preisen Händler die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung durch die US-Notenbank Federal Reserve im März mit mittlerweile 61 Prozent nach zuvor über 65 Prozent ein.
An den Anleihemärkten zog die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries auf 4,132 Prozent nach 4,104 Prozent an. Robuste Signale kamen vom US-Arbeitsmarkt, wo die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zuletzt deutlich zurückging. Gleichzeitig schwächte sich das Wohnungsbaugeschäft ab.
AUFSPALTUNGSFANTASIEN BEI BAYER VERFLIEGEN
Einen Kursrutsch ans Dax-Ende mussten Aktionäre von Bayer verkraften. Die Papiere verloren bis zu 3,5 Prozent auf ein Vier-Wochen-Tief von 32,03 Euro, nachdem Hoffnungen auf eine aus Aktionärssicht potentiell wertsteigernde Aufspaltung des Pharma- und Agrarchemiekonzerns gedämpft wurden. Insidern zufolge will sich Konzernchef Bill Anderson vorerst lieber auf operative Verbesserungen in den Divisionen konzentrieren.
Im Luxussegment lockte Richemont die Anleger mit einem Umsatzplus im Weihnachtsquartal. Die Aktien des Schweizer Cartier-Eigners kletterten um gut neun Prozent und zogen andere Werte mit nach oben. So gewannen Papiere der LVMH-Gruppe mit Marken wie Louis Vuitton und Moët & Chandon und des Gucci-Mutterkonzerns Kering jeweils knapp drei Prozent. Watches of Switzerland brachen in London hingegen um mehr als 32 Prozent ein, nachdem der Luxuseinzelhändler seine Jahresumsatz- und Margenprognose gesenkt hatte.
Einen guten Börsentag erwischten hingegen Flutter. Ein Umsatzanstieg im vierten Quartal katapultierte die Aktien des Online-Wettkonzerns um mehr als zwölf Prozent nach oben.
(Bericht von Anika Ross, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)