Berlin (Reuters) - Die deutschen Erzeugerpreise sind im vergangenen Jahr so stark gefallen wie seit der Finanzkrise nicht mehr.
Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Benzin bis Zucker - verlangten durchschnittlich 2,4 Prozent weniger als 2022, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. "Einen stärkeren Rückgang im Vorjahresvergleich hatte es zuletzt 2009 gegeben", hieß es. Damals lag das Minus bei 4,2 Prozent. "Allerdings blieben die Erzeugerpreise im Jahr 2023 auf einem hohen Niveau", betonten die Statistiker. 2021 (+10,5 Prozent) und vor allem 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine (+32,9 Prozent) waren sie sehr stark gestiegen.
Im Dezember fielen die Erzeugerpreise bereits den sechsten Monat in Folge, und zwar um 8,6 Prozent zum Dezember 2022. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 8,0 Prozent gerechnet. Im November hatte es ein Minus von 7,9 Prozent und im Oktober von 11,0 Prozent gegeben. Der September-Rückgang von 14,7 Prozent war der größte seit Beginn der Erhebung 1949.
Die Entwicklung ist eine gute Nachricht für die Verbraucher: In der Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen daher frühe Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese legten im Dezember um 3,7 Prozent zu. Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflationsrate im Jahresverlauf in Richtung zwei Prozent fallen könnte.
Gedämpft wurden die Erzeugerpreise im vergangenen Monat vor allem durch Energie, die 23,5 Prozent weniger kostete als im Dezember 2022. Die Preise für Strom sanken dabei um 35,6 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich um 14,4 Prozent, Kraftstoffe wie Benzin um 5,1 Prozent. Für Erdgas wurden 22,4 Prozent weniger verlangt.
Nahrungsmittel kosteten dagegen im Schnitt 2,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Für Zucker wurden 10,5 Prozent mehr verlangt, für verarbeitete Kartoffeln 13,5 Prozent mehr. Bei Obst- und Gemüseerzeugnissen lag das Plus bei 12,4 Prozent. Billiger waren insbesondere nicht behandelte pflanzliche Öle (-28,7 Prozent). Butter verbilligte sich um 17,0 Prozent.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)