Frankfurt (Reuters) - Der Ausverkauf an den Aktienmärkten hat sich zum Wochenausklang nicht fortgesetzt.
Angesichts der Zweifel über den Zinskurs der großen Notenbanken hielten sich die Anleger am Freitag aber mit größeren Engagements zurück. Der Dax und der EuroStoxx50 rückten am Nachmittag um jeweils 0,3 Prozent auf 16.617 beziehungsweise 4468 Punkte vor.
Für bessere Stimmung sorgte ein weiter nachlassender Preisdruck in Deutschland. Die deutschen Erzeugerpreise fielen 2023 mit 2,4 Prozent so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr. In der Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen daher frühe Rückschlüsse auf die für die Notenbanken wichtige Entwicklung der Verbraucherpreise zu, die versuchen, mit erhöhten Zinsen die Inflation zu dämpfen.
Doch Vertreter der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) signalisierten zuletzt, dass es doch länger dauern könnte, bis die Notenbanken die Zinsen tatsächlich erstmals wieder senken. Investoren lauern deshalb bereits auf die Ratssitzung der EZB am kommenden Donnerstag. Analysten sind indes zurückhaltend. "Wir gehen nicht davon aus, dass während dieses Treffens ein Wendepunkt für die Zinssätze eingeläutet wird", schrieben die Experten der niederländischen Bank ING.
KLEINER VERFALLSTAG TRÄGT ZUR VOLATILITÄT BEI
Für eine erhöhte Volatilität am Freitag sei auch der Optionsverfall verantwortlich, obwohl der Januar zu den kleineren Verfallsterminen zähle, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Die Kurse schwanken üblicherweise, da Investoren die Preise jener Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.
Die Ölpreise gaben Gewinne aus dem frühen Handel wieder ab. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI waren am Nachmittag mit 78,84 beziehungsweise 73,81 Dollar pro Barrel (159 Liter) erneut jeweils knapp ein halbes Prozent billiger als am Vortag. Der Ölmarkt reagiere weiterhin empfindlich auf die Ereignisse in Nahost und es gebe Risiken wie etwa ein Schwächeln der Weltwirtschaft, die den Preis nach unten ziehen könnten, sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda.
IONOS ERSTMALS ÜBER AUSGABEPREIS
Bei den Einzelwerten notierten Ionos knapp ein Jahr nach ihrem Börsendebüt erstmals über ihrem Ausgabepreis von 18,50 Euro. Die Papiere des Webhosters und Cloud-Anbieters steigen um 2,5 Prozent auf 18,60 Euro. Die Tochter von United Internet hatte im November ihre Ziele für das Gesamtjahr 2023 angehoben und erwartet für das angelaufene und kommende Jahr zweistellige prozentuale Wachstumsraten.
Morphosys gingen dagegen in die Knie und fielen als größter Verlierer im SDax um 13,5 Prozent. "Nach dem extremen Kurssprung zum Wochenstart fällt die Aktie nun - nachrichtlich gibt es da nichts Neues", sagte ein Händler. Der Kurs der Biotech-Firma schwanke generell sehr stark. In den vergangenen fünf Handelstagen haben die Papiere rund 23 Prozent gewonnen.
In London trieb die Aussicht auf eine Übernahme durch die drittgrößte Containerschiff-Reederei der Welt Wincanton an. Die Aktien des britischen Logistikunternehmens schossen um fast 50 Prozent in die Höhe und waren mit 440 Pence so teuer wie seit gut 2,5 Jahren nicht mehr. CMA CGM will Wincanton für rund 700 Millionen Dollar in bar kaufen.
(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)