Reuters

Rally an der Wall Street treibt auch Europas Börsen an

22.01.2024
um 13:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die jüngste Rekordjagd an der Wall Street hebt auch die Kauflaune an den europäischen Aktienmärkten.

Dax und EuroStoxx50 zogen zum Wochenstart in der Spitze um rund ein Prozent auf 16.705 beziehungsweise 4495 Zähler an. Angeheizt durch eine Rally bei amerikanischen Chipherstellern und schwergewichtigen Technologiewerten war der breit gefasste US-Index S&P 500 am Freitag auf einen Rekordschlussstand geklettert. "Die Musik spielt weiterhin in den Tech-Werten", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Der europäische Technologie-Index verbuchte mit einem Plus von 1,6 Prozent die höchsten Zuwächse aller Sektoren. Infineon gehörte mit einem Kursgewinn von bis zu 2,7 Prozent zeitweise zu den größten Dax-Gewinnern. Die Aktien des Chipindustrie-Zulieferers ASML zogen um 2,5 Prozent an, nachdem Bernstein das Rating auf "outperform" von zuvor "market-perform" gesetzt hat. Halbleiterwerte sind im Aufwind, seit Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) vorige Woche seine Gewinnprognose aufgrund der boomenden Nachfrage nach High-End-Chips für KI-Anwendungen angehoben hat.

Zur positiven Stimmung trugen auch sinkende Anleihe-Renditen bei, die Investoren dazu animierten, sich wieder bei Aktien umzusehen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sank auf 2,257 von zuvor 2,305 Prozent.

EZB WIRFT SCHATTEN VORAUS - CHINAS NOTENBANK ENTTÄUSCHT

Trotz des Rückenwinds von der Wall Street seien hierzulande aber zu Wochenbeginn keine großen Sprünge in Sicht, konstatierte Altmann. "Das Warten auf die EZB-Sitzung am Donnerstag überstrahlt aktuell alles." Von der ersten Zinssitzung im neuen Jahr erhoffen sich Anleger Hinweise auf den Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen. Experten gehen davon aus, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde versuchen wird, die an den Börsen weit vorausgeeilten Erwartungen an baldige geldpolitische Lockerungen zu dämpfen.

Die chinesische Notenbank hatte zum Wochenstart die Leitzinsen nicht angetastet. Investoren haderten mit der Entscheidung und schickten die chinesischen Märkte auf Talfahrt. Börsianer fürchteten zu wenig Stimulierung für die stotternde Wirtschaft der Volksrepublik von staatlicher Seite. "Das Vertrauen der Anleger in die inländische Wirtschaftspolitik bleibt schwach", erklärte der Vermögensverwalter Minsheng Royal Fund Management. Auch die Aussichten seien düster, sagte Experte Tommy Xie vom Kreditinstitut OCBC. "Der negative Vermögenseffekt durch den schwächelnden Aktien- und Immobilienmarkt wird wahrscheinlich künftig die Stimmung der lokalen Verbraucher trüben."

Bei den europäischen Einzelwerten zogen die Aktien des gebeutelten Zahlungsabwicklers Worldline in Paris um rund vier Prozent an. Für Zuversicht sorgte der Erwerb eines Anteils von sieben Prozent durch die französische Großbank Credit Agricole. Dies soll die Aktionäre beruhigen und eine feindliche Übernahme verhindern, nachdem die Worldline-Aktien im vergangenen Jahr eingebrochen waren.

Die Aktien des schwedischen Onlinecasino-Betreibers Kindred schossen um bis zu 18,5 Prozent nach oben. Anleger setzten auf die Papiere, nachdem der französische Lotterieanbieter La Francaise des Jeux (FDJ) ein rund 2,6 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot für seinen europäischen Online-Konkurrenten abgegeben hat. FDJ-Aktien zogen in Paris rund sechs Prozent an. Die Übernahme würde den zweitgrößten Betreiber im europäischen Glücksspielsektor schaffen.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)