Reuters

Überraschend trübes Geschäftsklima markiert Fehlstart ins Jahr

25.01.2024
um 11:17 Uhr

- von Reinhard Becker und Rene Wagner und Klaus Lauer

Berlin (Reuters) - Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich überraschend eingetrübt und verstärkt die Rezessionssorgen.

Das Ifo-Geschäftsklima sank im Januar auf 85,2 Zähler von 86,3 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Dies ist der niedrigste Wert seit Mai 2020. Von Reuters befragte Fachleute hatten hingegen mit 86,7 Punkten gerechnet. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage und ihre Aussichten für die kommenden Monate schlechter als zuletzt. "Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Umfrage deutet laut dem Ifo-Experten Klaus Wohlrabe daraufhin, dass die Wirtschaft im ersten Quartal leicht schrumpfen dürfte - um 0,1 oder 0,2 Prozent. Die Unsicherheit in den Chefetagen habe zu Jahresbeginn deutlich zugenommen. Dies sei vor allem auf den wirtschaftspolitischen Kurs in Deutschland zurückzuführen. "Die Unternehmen sehen keine klare Linie in der Wirtschaftspolitik", sagte Wohlrabe. "Der drückt auf die Stimmung."

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird laut der jüngst aktualisierten Prognose der Münchner Forscher in diesem Jahr voraussichtlich nur um 0,7 Prozent zulegen, auch gebremst vom Sparkurs der Bundesregierung. Einige Experten sind noch deutlich pessimistischer als das Ifo-Institut und rechnen auch für 2024 mit einem Schrumpfen des BIP für 2024 - so auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer, der ein Minus von 0,3 Prozent auf dem Zettel hat: "Die meisten Volkswirte sind noch zu optimistisch."

Auf einen Fehlstart ins neue Jahr hatte auch der Einkaufsmanagerindex des Finanzdienstleisters S&P Global hingedeutet, der eine beschleunigte Talfahrt der Wirtschaft signalisiert. Ein Lichtblick ist allerdings, dass die Lieferketten der deutschen Wirtschaft trotz der Angriffe der Huthi-Rebellen auf Containerschiffe im Roten Meer nicht gerissen sind. "Sie haben bislang nicht zu Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten geführt", sagte Wohlrabe.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)