Reuters

Tesla-Chef Musk warnt vor chinesischen Rivalen - "Sind extrem gut"

25.01.2024
um 11:17 Uhr

San Francisco/Detroit (Reuters) - Tesla-Chef Elon Musk stimmt seine Anleger auf stürmische Zeiten ein und warnt mit deutlichen Worten vor der Konkurrenz aus China.

Chinesische Hersteller seien wettbewerbsfähiger als ihre Wettbewerber und dürften auch außerhalb der Volksrepublik großen Erfolg haben, sagte Musk am Mittwoch nach der Vorlage der Zahlen zum abgelaufenen Quartal. "Wenn keine Handelsbarrieren aufgebaut werden, werden sie die meisten Autobauer in der Welt zerstören", sagte er. "Sie sind extrem gut."

Ende 2023 hatte Tesla die Krone als weltweit größter Elektroautobauer an die chinesische BYD verloren - obwohl Tesla die Preise immer weiter gesenkt hat, um so Kunden trotz steigender Zinsen zum Kauf zu bewegen. Dafür hat das Unternehmen eine deutlich geringere Gewinnmarge hingenommen. Allerdings ist die Modellpalette von Tesla inzwischen vergleichsweise alt, was sich bei der Nachfrage bemerkbar macht. Musk räumt zudem ein, dass es kaum noch möglich ist, mit den bestehenden Fahrzeugen die Produktionskosten zu reduzieren. Das sieht auch Gary Bradshaw, Portfoliomanager beim Tesla-Aktionär Hodges Capital Management, so: "Die Gewinnmargen dürften noch eine Weile unter Druck bleiben." Die Tesla-Aktien gaben im vorbörslichen Handel gut sechs Prozent nach.

Das Unternehmen setzt nun auf ein neues kleineres und günstigeres Crossover-Fahrzeug, das für kommendes Jahr angekündigt ist. Bis dahin dürfte das Umsatzwachstum "deutlich geringer" sein, hieß es. An der Börse wird damit gerechnet, dass Tesla im laufenden Jahr ungefähr 2,2 Millionen Fahrzeuge verkauft. Das ist zwar ungefähr ein Fünftel mehr als 2023. Noch vor drei Jahren hatte Musk seinem Unternehmen allerdings ein langfristiges Wachstumsziel von 50 Prozent verordnet - von dem nun nicht mehr die Rede war.

Zudem zeichnen sich Verzögerungen bei der Einführung des Fahrzeugs ab, das unter dem Namen "Rosewood" gehandelt wird. Musk sprach von Schwierigkeiten beim Produktionsstart, der für die zweite Jahreshälfte 2025 zunächst im Werk in Texas geplant ist. Eine "gewaltige Menge neuer revolutionärer Produktionstechnologie" sei nötig, sagte er. "Ich bin oft optimistisch, was den Zeitplan angeht", sagte Musk. Nun allerdings sei damit zu rechnen, dass die ersten Fahrzeuge gegen Jahresende 2025 vom Band laufen dürften. "Wir werden praktisch am Band schlafen", sagte er mit Verweis auf das Werk in Texas.

PREISKRIEG DRÜCKT AUF MARGE

Um den Absatz zu steigern, hatte Musk Ende 2022 einen Preiskrieg angezettelt, der auf die Gewinnmarge drückt. Im vierten Quartal lag die Bruttomarge bei 17,6 Prozent, vor Jahresfrist waren es 23,8 Prozent gewesen. Im Autogeschäft verringerte sich die Marge auf 17,2 Prozent nach 24,3 Prozent im Vorjahr. Damit ist Tesla immer noch weit profitabler als andere Autohersteller. Gerade Volumenhersteller kommen selten auf Gewinnmargen von mehr als zehn Prozent und bei Elektroautos ist es in der Regel noch weniger. Experten gehen davon aus, dass die Marge bei Tesla weiter sinkt, solange die Nachfrage nach Neuwagen nicht anzieht. "Wenn das Volumen zurückgeht, dann wette ich darauf, dass Musk den Preis weiter senkt, um so Marktanteile zu gewinnen", sagte Portfoliomanager Bradshaw.

Den Umsatz steigerte Tesla im abgelaufenen Quartal um drei Prozent auf 25,17 Milliarden Dollar, das ist das geringste Wachstum seit mehr als drei Jahren. Analysten hatten mehr Umsatz und eine größere Gewinnmarge erwartet. "Der kaum veränderte Umsatz und die deutlich geringere Marge sind ein weiteres Anzeichen dafür, dass Tesla seinen Vorsprung verliert und die Marke nicht mehr so viel Strahlkraft hat", sagte Greg Silverman, Markenexperte bei Interbrand.

(Bericht von Akash Sriram, Hyun Joo Jin, Abhirup Roy und Joe White, geschrieben von Christina Amann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)