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GfK-Konsumklima eingetrübt - Deutsche legen ihr Geld auf die hohe Kante

26.01.2024
um 12:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich im neuen Jahr so stark eingetrübt wie zuletzt im März 2023.

Das Barometer für das Konsumklima im Februar sank überraschend um 4,3 auf minus 29,7 Punkte, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Freitag mitteilten. Die Forscher berechnen aus einer Umfrage unter rund 2000 Verbrauchern die Konsumlaune für den Folgemonat. Das Jahr 2024 starte für die Verbraucherstimmung in Deutschland sehr enttäuschend und mit einem herben Rückschlag, hieß es. Die Menschen blickten skeptischer auf die Konjunktur, ihre künftigen Finanzen und hätten weniger Bereitschaft für größere Einkäufe. Zudem sei die Sparneigung auf dem höchsten Wert seit August 2008.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten beim Konsumklima hingegen erneut eine leichte Erholung erwartet. "Die Verbesserung im Vormonat war offenbar nur ein kurzes Aufflackern vor Weihnachten", sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. "Falls es Hoffnungen gab, dass sich die Stimmung nachhaltig erholen kann, so wurden diese im Januar wieder zunichtegemacht." Krisen und Kriege sowie eine anhaltend hohe Inflation verunsicherten die Verbraucher und verhinderten damit eine Wende zum Besseren.

"Die schlechte Konsumlaune schiebt eine Konsumwende noch weiter in die Zukunft", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Als Wachstumsstütze fällt der Konsum weiter aus." Die Bundesbank sieht die Entwicklung ähnlich. "Die Verbraucher blieben vorsichtig", heißt es im Monatsbericht der Notenbank. Ende 2023 hätten die Menschen ihre Konsumausgaben wohl kaum gesteigert, "obwohl sich ihre Ausgabenspielräume vergrößert haben dürften". Die Bundesbank geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2024 bestenfalls stagnieren könnte.

"REZESSION IST HARTNÄCKIG"

Das GfK-Barometer für die Einkommenserwartungen sank auf den niedrigsten Wert seit März 2023. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Inflation im Dezember von 3,2 auf 3,7 Prozent kletterte. Dies bremste auch die Bereitschaft, größere Dinge wie Autos, Möbel oder Kühlschränke zu kaufen. "Die Sorgen um weiter hohe Preise bei Lebensmitteln und Energie verringern die Planungssicherheit, die besonders für größere Anschaffungen notwendig ist", erklärten die Marktforscher. "Und wenn für Güter des täglichen Bedarfs mehr Geld ausgegeben werden muss, fehlen bei vielen die finanziellen Mittel für andere Käufe, wie etwa für Einrichtungsgegenstände oder elektronische Geräte."

Die Konjunkturaussichten für die nächsten zwölf Monate bewerteten die Befragten zu Jahresbeginn ebenfalls pessimistischer. Dieser Teilindex rutschte auf den geringsten Wert seit Dezember 2022. Die deutsche Wirtschaft war im Schlussquartal 2023 und im Gesamtjahr jeweils um 0,3 Prozent geschrumpft. "Die Rezession ist hartnäckig, es gibt noch viel Unsicherheit bei Firmen und Verbrauchern", sagte der neue Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Ulrich Reuter, jüngst im Reuters-Interview. "Wir setzen auf das zweite Quartal." Dann dürfte sich die Konjunktur allmählich erholen.

(Bericht von Klaus Lauer, Mitarbeit Rene Wagner; redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)