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Ifo - Konjunkturflaute macht Entlassungen wahrscheinlicher

29.01.2024
um 12:02 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Unternehmen zeigen sich angesichts der drohenden Rezession so zurückhaltend mit Neueinstellungen wie seit fast drei Jahren nicht mehr.

Das Beschäftigungsbarometer sank im Januar auf 95,5 Punkte, nach 96,5 Punkten im Dezember, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter 9000 Managern mitteilte. Das ist der schlechteste Wert seit Februar 2021. "Die wirtschaftlich schwierige Lage spiegelt sich nun auch in den Personalplanungen wider", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Unternehmen sind eher zurückhaltend bei Neueinstellungen. Erste Entlassungen werden wahrscheinlicher."

Nicht ganz so düster entwickelt sich der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der auf einer monatlichen Umfrage unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert: Er legte im Januar zu, wenn auch nur leicht um 0,2 Punkte auf nun 100,3 Zähler. "Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Beschäftigungsentwicklung nach einer Flaute wieder etwas anzieht", sagte IAB-Experte Enzo Weber dazu. Der Ausblick für die Arbeitslosigkeit bleibt allerdings negativ. "Die Jobchancen von Arbeitslosen müssen wieder gesteigert werden, sonst droht weitere Verfestigung", warnte Weber.

INDUSTRIE ERWARTET RÜCKGANG

Die Industriebetriebe gehen dem Ifo-Institut zufolge immer noch von einem rückläufigen Personalbestand aus. Allerdings hat das Barometer hier leicht zugelegt, von minus 13,5 auf minus 13,0. "Der Pessimismus zieht sich nahezu durch alle Branchen", fanden die Forscher heraus. Im Handel denken demnach immer mehr Unternehmen an Entlassungen, weil die Kundschaft ausbleibe. Auch bei den Dienstleistern nahm die Einstellungsbereitschaft ab. Dennoch soll hier unter dem Strich noch Personal eingestellt werden. Dies gilt insbesondere für die IT-Dienstleister und die Beratungsbranche. Im Baugewerbe hat das Barometer etwas nachgegeben. "Die Rezession im Bau hinterlässt zunehmend Spuren in der Personalplanung", so das Ifo-Institut. Der Branche machen die gestiegenen Zinsen zu schaffen.

Der Ifo-Prognose zufolge soll die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr um etwa 82.000 steigen. Erst für 2025 wird wieder mit einem Rückgang gerechnet, und zwar um 113.000. Aktuell bewegt sich Europas größte Volkswirtschaft am Rande einer Rezession. "Alles in allem könnte die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2024 bestenfalls stagnieren", heißt es im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank. Kommt es tatsächlich zu einer Stagnation, würde Deutschland haarscharf an einer Rezession vorbeischrammen. Im vierten Quartal 2023 ist das Bruttoinlandsprodukt nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes um 0,3 Prozent geschrumpft. Bei zwei negativen Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)