Zürich (Reuters) - Der Schweizer Notenbankchef Thomas Jordan sieht eine Entspannung bei der Inflation und rechnet im laufenden Jahr mit einer Teuerung von knapp unter zwei Prozent, will aber noch keine Entwarnung im Kampf um Preisstabilität geben.
"Man kann noch nicht sagen, das ist definitiv gewonnen", sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Montag in einem Interview des Schweizer Senders SRF. "Aber die Situation ist natürlich deutlich besser." Der Inflationsdruck gehe tendenziell zurück, doch müsse man vorsichtig bleiben. "Es kann immer wieder Überraschungen geben, wir könnte plötzlich mehr Zweitrundeneffekte haben", erklärte Jordan. "Man muss eine bestimmte Vorsicht walten lassen."
Angesprochen auf eine mögliche Zinssenkung hielt sich Jordan bedeckt. "Unsere Aufgabe wird im März sein, zu beurteilen, ist die Geldpolitik noch am richtigen Ort, ist der Restriktionsgrad richtig", sagte der SNB-Präsident. "Oder müssen wir lockern oder unter Umständen sogar noch einmal straffen."
Der Druck auf die Notenbank, sich der Teuerung entgegenzustemmen, hat zuletzt kontinuierlich abgenommen. Die Schweiz hat eine der niedrigsten Inflationsraten unter den großen Volkswirtschaften und sie liegt seit einigen Monaten wieder im Zielbereich der SNB von null bis zwei Prozent. Bei ihrer Zinssitzung Mitte Dezember hatte die SNB den Leitzins zum zweiten Mal in Folge unverändert bei 1,75 Prozent gelassen und eine mögliche geldpolitische Wende signalisiert. Die Schweizer Währungshüter entscheiden in der Regel viermal jährlich über die Zinsen: Die nächste sogenannte geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 21. März anberaumt.
(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)