Dschenin (Reuters) - Im Westjordanland haben die israelischen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben in der besetzten Stadt Dschenin drei bewaffnete Palästinenser getötet und einen Angriff vereitelt.
Einer der drei Männer habe einen Angriff ähnlich dem Hamas-Überfall auf Israel Anfang Oktober geplant, teilte die israelische Grenzpolizei am Dienstag mit. Die drei Männer seien in einem Krankenhaus von verdeckt ermittelnden Polizisten gestellt und getötet worden. Die radikale Hamas, die sich im Gazastreifen erbitterte Kämpfe mit dem israelischen Militär liefert, erklärte, einer der Toten aus dem Ibn-Sina-Krankenhaus gehöre ihr an. Der mit der Hamas verbündete Islamische Dschihad, teilte mit, die beiden anderen Toten seien Brüder und Anhänger der Organisation. Nach Angaben des Krankenhauses wurde einer der Brüder wegen einer Verletzung am Bein behandelt.
Im Internet verbreitete Video-Aufnahmen zeigten rund ein Dutzend verdeckte Ermittler, drei von ihnen waren in Frauenkleider gekleidet, zwei als medizinisches Personal verkleidet. Mit Gewehren bewaffnet marschierten sie durch einen Korridor im Krankenhaus. Das Video wurde auch vom israelischen Polizeiministerium auf der Online-Plattform X veröffentlicht.
Das israelische Militär identifizierte einen der Getöteten als Mohammed Dschalamneh. Der 27-Jährige aus Dschenin soll Kontakte zum Hamas-Hauptquartier im Ausland gehabt haben. Er habe "einen Angriff nach dem Vorbild des Massakers vom 7. Oktober" geplant. Die beiden anderen seien jüngst an Angriffen beteiligt gewesen, teilte das Militär mit. "Dschalamneh plante, in unmittelbarer Zukunft einen Terroranschlag zu verüben, nutzte das Krankenhaus als Versteck und wurde daher neutralisiert." Israel wirft der Hamas seit langem vor, Krankenhäuser als Unterschlupf und Waffenversteck zu nutzen. Die Hamas bestreitet dies.
Am 7. Oktober hatte die Hamas überraschend den Süden Israels überfallen und dabei nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet sowie 253 Geiseln genommen. Mehr als hundert Geiseln befinden sich noch in der Gewalt radikaler Gruppen im Gazastreifen. Seit dem Überfall der Hamas-Kämpfer und mit ihnen verbündeter Gruppen wie dem Islamischen Dschihad greift das israelische Militär massiv Ziele in dem schmalen Küstenstreifen an. Nach palästinensischen Angaben wurden dabei fast 26.700 Menschen getötet und mindestens 65.000 verletzt. Israel hat nach eigenen Angaben etwa 9000 palästinensische Kämpfer getötet, 221 eigene Soldaten seien ums Leben gekommen.
Es wird seit geraumer Zeit befürchtet, dass die Gewalt auch im Westjordanland zunimmt, dem zweiten Gebiet, in dem die Palästinenser seit Jahrzehnten einen eigenen Staat gründen wollen. Die weit rechts stehende israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnt eine Zwei-Staaten-Lösung ab.
(Bericht von: Raneen Sawafta; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)