Reuters

Streik beim Sicherheitspersonal - Verdi legt elf Flughäfen lahm

30.01.2024
um 17:32 Uhr

- von Klaus Lauer

Berlin (Reuters) - Reisende in Deutschland müssen sich erneut auf massive Beeinträchtigungen einstellen. Nach dem mehrtägigen Bahn-Streik der Lokführer und dem für Freitag angekündigten Arbeitskampf im Nahverkehr will Verdi am Donnerstag nun auch den Flugverkehr weitgehend lahmlegen. Denn die Gewerkschaft rief am Dienstag zu einem Streik der rund 25.000 Beschäftigten in der Luftsicherheitsbranche an elf Airports auf. Verdi begründete das Vorgehen mit stockenden Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS). Betroffen seien die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Erfurt, Frankfurt/Main und Stuttgart. Dies dürfte den Betrieb an den jeweiligen Airports weitgehend lahmlegen. "Es läuft darauf hinaus, dass es keine Starts mit Passagierflügen gibt", hieß es bei einem der betroffenen Flughäfen.

Denn es handelt sich um Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle, in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen tätig sind. Bereits im vorigen Jahr hatte Verdi mit Streiks beim Sicherheitspersonal den Betrieb an vielen Flughäfen praktisch zum Erliegen gebracht. Die Branche reagierte mit Kritik. "Das Lahmlegen des Luftverkehrs in Deutschland durch einen Warnstreik der Luftsicherheitskräfte ist unangemessen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Matthias von Randow. "Es sollte stattdessen alles unternommen werden, um eine Lösung am Verhandlungstisch zu finden oder im Wege einer Schlichtung."

VERDI HÄLT ARBEITGEBERANGEBOT FÜR "VÖLLIG UNZUREICHEND"

Die Arbeitgeber hatten nach eigenen Angaben vorige Woche erstmals ein "Angebot zur früheren Bezahlung von Mehrarbeitszuschlägen für Teilzeitmitarbeitende" vorgelegt. Verdi monierte jedoch, dass man in den bisher drei Tarifverhandlungsrunden zur Erhöhung der Löhne keine Einigung erzielt habe. Ziel sei es, den Kaufkraftverlust der Beschäftigten nachhaltig auszugleichen. "Die Arbeit der Luftsicherheitskräfte muss finanziell attraktiv bleiben, damit die dringend benötigten Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können", sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. Schon jetzt gebe es zu wenig qualifizierte Arbeitskräfte, die bereit seien, rund um die Uhr, an Wochenenden und an Feiertagen äußerst flexibel an den Flughäfen zu arbeiten. "Die Sicherheit im Luftverkehr ist nicht zum Nulltarif zu haben." Das bisherige Angebot der Arbeitgeber sei "völlig unzureichend". Die Tarifgespräche werden am 6. und 7. Februar fortgesetzt.

Zu Wochenbeginn hatte Verdi bereits bundesweite Arbeitskämpfe im Nahverkehr für Freitag angekündigt. Von der Tarifrunde im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind über 130 kommunale Unternehmen und insgesamt rund 90.000 Beschäftigte in Städten und Landkreisen betroffen. Erst am Montagmorgen war ein mehrtägiger Streik der Lokführergewerkschaft GDL vorzeitig zu Ende gegangen. Die GDL und der Staatskonzern Deutsche Bahn wollen nun hinter verschlossenen Türen eine Lösung in ihrem bislang festgefahrenen Konflikt finden und die Verhandlungen wieder aufnehmen. Die Gewerkschaft will deshalb bis Anfang März nicht streiken.

(Weitere Reporterin: Ilona Wissenbach; redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)