Reuters

Deutscher Einzelhandel schwächelt im Weihnachtsgeschäft überraschend

31.01.2024
um 09:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Einzelhändler haben ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft geschwächelt.

Ihr Umsatz schrumpfte im Dezember um 1,2 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Inflationsbereinigt (real) sanken die Einnahmen mit 1,6 Prozent sogar noch etwas stärker. Das kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 0,7 Prozent gerechnet.

"Der erneute Rückgang unterstreicht die Schwäche des Konsums in Deutschland", sagte der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Die Kaufkraft der Verbraucher habe in den vergangenen zwei Jahren massiv unter den Folgen des Energie- und Nahrungsmittelpreisschocks im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gelitten. "Dieser Verlust an Kaufkraft wirkt weiter nach."

Im Gesamtjahr 2023 wuchs der Umsatz nur dank anziehender Preise um 2,3 Prozent. Inflationsbereinigt sank er dagegen um 3,3 Prozent. Damit fällt die Bilanz noch etwas magerer aus als Anfang Januar vom Statistikamt geschätzt - damals lagen die Dezember-Ergebnisse noch nicht vor. Besonders starke Einbußen verzeichneten diesmal Lebensmittelfachgeschäfte wie Bäckereien und Metzgereien sowie Läden für Einrichtungsgegenstände, Haushaltsgeräte und Baubedarf.

Die nachlassende Inflation könnte im Laufe des Jahres nach und nach für neue Impulse für den privaten Konsum sorgen. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sieht "erste Lichtblicke". Die bis Mitte Januar vorliegenden Daten (Kreditkarten, Debitkarten, Bargeld) des Anbieters Mastercard zeigten eine Zunahme der preisbereinigten Umsätze in Einzelhandel und Gastgewerbe an. Der private Konsum könne daher im ersten Quartal 2024 zulegen. "Hier dürfte sich das Wiedererstarken der Kaufkraft bemerkbar machen, da mittlerweile die Einkommen der privaten Haushalte stärker steigen als die Preise", sagte Wollmershäuser.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)