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Inflation auf Zweieinhalb-Jahrestief - "Kampf noch nicht gewonnen"

31.01.2024
um 18:32 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Inflation ist im Januar wegen sinkender Energiekosten auf niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren gefallen.

Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um durchschnittlich 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist das kleinste Plus seit Juni 2021. Im Dezember war die Teuerungsrate noch auf 3,7 Prozent geklettert. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 3,0 Prozent gerechnet.

"Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen", warnte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer vor verfrühtem Optimismus. Die stark steigenden Löhne würden dafür sprachen, dass sich die Teuerung am Ende merklich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent einpendeln dürfte. Weniger pessimistisch wird das vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) gesehen. "Die Inflationsdynamik in Deutschland ist gebrochen", sagte dessen wissenschaftlicher Direktor Sebastian Dullien. "Die Zeiten massiv überhöhter Inflation sind endgültig vorbei."

LEBENSMITTEL BLEIBEN PREISTREIBER

Entlastet wurden die Verbraucher durch sinkende Energiepreise: Diese gaben im Januar um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach, nachdem sie im Dezember wegen eines Sondereffektes noch um 4,1 Prozent gestiegen waren. Preistreiber blieben erneut Nahrungsmittel. Sie verteuerten sich um 3,8 (Dezember: +4,5) Prozent, Dienstleistungen um 3,4 (Dezember: +3,2) Prozent. Die sogenannte Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - gab von 3,5 auf 3,4 Prozent nach.

Den Ökonomen der Deutschen Bank zufolge verhinderten mehrere Maßnahmen der Bundesregierung einen noch stärkeren Abbau der Teuerung im Januar. Dazu zählen das Aus für die Energiepreisbremse, der Wegfall eines Milliardenzuschusses für die Netzentgelte, die Anhebung des CO2-Preises beim Tanken und Heizen von 30 auf 45 Euro je Tonne sowie die Rückkehr der Mehrwertsteuer in der Gastronomie von sieben auf 19 Prozent. Alles zusammen erhöhe die Inflationsrate um etwa 0,6 Prozentpunkte, heißt es in der Analyse der Deutschen Bank.

"GIERIGES BIEST GEZÄHMT"

Für 2024 insgesamt zeichnet sich eine deutliche Abschwächung beim Preisauftrieb ab. Das Ifo-Institut rechnet nur noch mit einer Teuerungsrate von 2,2 Prozent. 2023 waren die Preise noch um durchschnittlich 5,9 Prozent gestiegen. Allerdings dürfte der Rückgang holprig verlaufen, wollen doch mehr konsumnahe Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Preise erhöhen, wie das Ifo-Institut bei seiner Umfrage herausfand.

Er sei davon überzeugt, "dass wir dieses gierige Biest gezähmt haben", sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Dienstag mit Blick auf die Inflationsentwicklung. Die Europäische Zentralbank (EZB), die mit kräftigen Zinserhöhungen gegen die Teuerung kämpft, strebt einen Wert von zwei Prozent an. Die nach einheitlichen europäischen Standards berechnete deutsche Inflationsrate lag im Januar bei 3,1 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)