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Preisauftrieb im Euroraum lässt nach - "Leitzinssenkung wird 2024 starten"

01.02.2024
um 12:42 Uhr

Berlin/Lissabon/Nikosia (Reuters) - Die Inflation in der Euro-Zone hat den Rückzug angetreten und gibt der EZB Spielraum für eine Zinswende im laufenden Jahr.

Die Verbraucherpreise legten im Januar nur noch um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer Schnellschätzung mitteilte. Im Dezember war die Teuerungsrate noch auf 2,9 Prozent geklettert, nachdem sie im November auf 2,4 Prozent gefallen war. Von Reuters befragte Volkswirte hatten für Januar mit dem leichten Rückgang gerechnet.

"Ein nachlassender Preisauftrieb heißt nun aber nicht, dass die EZB nun unmittelbar vor einer ersten Zinssenkung stehen würde. Der Inflationsschub in den vergangenen Jahren war für die EZB ein Schock", meinte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Das zyprische Ratsmitglied Constantinos Herodotou machte allerdings deutlich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) von dem rekordhohen Zinsniveau herunter möchte. "Sofern es keine unerwarteten Entwicklungen gibt, wird die Senkung der Zinssätze im Jahr 2024 beginnen", sagte Herodotou und fügte an: "Wir dürfen nicht sehr früh mit der Lockerung beginnen, denn dann könnte der Inflationsdruck zurückkommen." Andererseits sollte die Zinswende auch nicht zu lange hinausgezögert werden, da ansonsten das Wachstum beeinträchtigt werde, warnte Herodotou.

Auch sein portugiesischer Ratskollege Mario Centeno sieht die Weichen für eine Zinswende gestellt: "Wir wissen nicht, wann die Zinssenkung kommen wird, aber wir kennen die Richtung der Geldpolitik."

ZINSWENDE IM ERSTEN HALBJAHR?

"Die Inflationsrate fällt derzeit schneller als gedacht. Für das dritte Quartal 2024 winkt Preisstabilität", sagte Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Wegen des hohen Lohndrucks erledige sich das Inflationsproblem damit aber noch nicht. Mittelfristig werde die Teuerungsrate eher über zwei Prozent als darunter liegen: "Statt im April überhastet die Zinsen zu senken, dürfte die EZB erst im Juni handeln", prognostiziert der EZB-Beobachter.

Mit dem abflauenden Preisauftrieb kommt das Ziel der EZB einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent allmählich in Sichtweite. Die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, ging im Januar ebenfalls zurück - und zwar auf 3,3 Prozent von 3,4 Prozent im Dezember. Die EZB legt besonderes Augenmerk auf die Kennziffer, da sie als verlässliche Messgröße für die Inflationstrends gilt. Diese ist bereits seit Monaten im Sinkflug.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht die EZB bei der Eindämmung der Inflation inzwischen auf der Zielgeraden. Auf ihrer ersten Zinssitzung in diesem Jahr hatten die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Leitzins nicht verändert. Den für die Finanzmärkte maßgeblichen Einlagensatz beließ die EZB bei 4,00 Prozent. Zugleich versprühte sie Zuversicht, dass die Inflation wieder zur Zielmarke zurückkehren werde.

(Bericht von Michele Kambas, Balazs Koranyi, Sergio Goncalves, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit Rene Wagner, Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)