Berlin/Frankfurt (Reuters) - An elf deutschen Flughäfen ist ein eintägiger Streik beim Sicherheitspersonal angelaufen und legt den Betrieb an den meisten Airports weitgehend lahm.
Die Gewerkschaft Verdi hat für Donnerstag zum Arbeitskampf aufgerufen. In der Folge dürften nach Angaben des Flughafenverbands ADV mehr als 1100 Flüge ausfallen oder sich verspäten. "In den Terminals herrscht heute zum großen Teil gähnende Leere, die Lage ist ruhig", sagte eine Sprecherin des Hamburger Flughafens. Dort wie auch an den Airports Berlin und Hannover etwa finden keine Abflüge für Passagiere statt. Deutlich mehr Betrieb gibt es in Düsseldorf und Frankfurt. Am Flughafen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt sollten nach bisherigen Angaben 188 von ursprünglich 286 Flügen stattfinden.
"Der Streik ist eine schlechte Nachricht für die deutschen Flughäfen und die knapp 200.000 Fluggäste", sagte ADV-Geschäftsführer Ralph Beisel. Verdi macht mit den Arbeitsniederlegungen Druck für bessere Bezahlung der rund 25.000 Beschäftigten. Tarifpartner sind aber nicht die Flughäfen, sondern der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS). Für den 6. und 7. Februar sind weitere Verhandlungen geplant. Arbeitskämpfe beim Sicherheitspersonal haben große Auswirkungen, da dann Kontrollen von Fluggästen, Personen, Waren und Fracht meist ausfallen.
Am Hamburger Flughafen kommt es am Freitag zu einem weiteren Warnstreik - diesmal beim Bodenpersonal. Verdi rief die rund 900 Beschäftigten der in der HAM Ground Handling Gruppe zusammengefassten Unternehmen zum Arbeitskampf von 3.00 Uhr bis Mitternacht auf. Betroffen ist das Personal, das etwa für Be- und Entladung der Flugzeuge, die Gepäckabfertigung, die Enteisung oder die Flugorganisation zuständig ist.
"OHNE UNS KEIN FLIEGER"
Der Betreiber des größten deutschen Flughafens in Frankfurt, Fraport, hat angekündigt, dass Sicherheitskontrollen außerhalb des Transitbereichs am Donnerstag geschlossen blieben. Ein Zustieg zu Flügen ab Frankfurt ist damit nicht möglich. Ein Flughafen-Sprecher sagte, bisher gebe es 320 Annullierungen bei Abflügen und Ankünften - im Vergleich zu ursprünglich etwa 1120 geplanten Verbindungen. Die Lage sei ruhig und geordnet und der Flugbetrieb sollte am Freitag wieder weitgehend normal anlaufen. An den Flughäfen gab es Protestkundgebungen der streikenden Beschäftigten. Diese riefen etwa in Frankfurt: "Eins ist sicher - ohne uns kein Flieger."
Der Streik begann in der Nacht zum Donnerstag und geht bis kurz vor Mitternacht. Verdi begründete das Vorgehen mit stockenden Tarifverhandlungen mit dem BDLS. Verdi-Experte Enrico Rümker sagte am Rande der Proteste am Hauptstadtflughafen BER zu Reuters TV, er hoffe, dass der Streik bei den Arbeitgebern Wirkung zeige. "Und wenn nicht, sind wir dann wahrscheinlich sonst wieder in der Situation, dass die Beschäftigten dem Arbeitgeber zeigen müssen, was sie von dem Angebot halten."
Verdi fordert 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Der Arbeitgeberverband bezeichnete dies als überzogen und den Streik als Eskalation. Man habe zuletzt ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt, das die Gewerkschaft aber vollständig abgelehnt habe.
(Bericht von Klaus Lauer, Nette Nöstlinger, Timm Reichert, Tilman Blasshofer, Leon Malherbe und Oliver Denzer, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)