Frankfurt (Reuters) - Ein Dämpfer der US-Notenbank Fed für die Zinssenkungs-Fantasien der Anleger sorgt für maue Stimmung am Aktienmarkt.
Der Dax lag am Donnerstagnachmittag leicht im Minus bei 16.881 Punkten. Der EuroStoxx50 trat mit 4650 Zählern mehr oder weniger auf der Stelle. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen indes im Plus. Analysten wiesen auf eine Schnäppchenjagd nach den starken Kursverlusten am Vortag hin.
Auf die Stimmung drückten die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell. Der Währungshüter hatte am Mittwoch deutlich gemacht, dass die Zentralbank noch mehr Zuversicht mit Blick auf den Sinkflug der Inflation benötige. "Wer auf eine Fed-Zinssenkung schon im März gesetzt hatte, kann seine Prognose nun einpacken", schrieben die Experten der Commerzbank. "Powell hat nichts hundertprozentig ausgeschlossen, aber doch so weit Klarheit geschaffen, dass wir nun wissen: Es müsste schon Extremes passieren, damit's im März zu einer Zinssenkung käme."
AUCH BRITISCHE NOTENBANK HÄLT ZINSEN HOCH
Spekulationen auf eine baldige erste Zinssenkung in den USA hatten den Leitindex Mitte Dezember auf ein Rekordhoch von 17.003,28 Zählern getrieben. "Für einen erneuten Angriff auf die 17.000 und das bisherige Rekordhoch braucht der Dax dringend positive Nachrichten", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Dies könnten beispielsweise überraschend starke Finanzberichte der Unternehmen oder eine Erholung der Wirtschaft sein.
Für die US-Währung ging es angesichts der vorerst zerplatzten Zinssenkungshoffnung erneut bergauf. Der Dollar-Index rückte um 0,3 Prozent auf 103,606 Punkte vor. Der Euro trat mit 1,0815 Dollar mehr oder weniger auf der Stelle.
Auch die britische Notenbank hält den Leitzins angesichts der noch nicht eingedämmten Inflation weiterhin hoch. Die Bank of England (BoE) beließ ihn am Donnerstag bei 5,25 Prozent. Die BoE hatte nach 14 Zinsschritten in Folge im September erstmals stillgehalten und auch auf den beiden folgenden Sitzungen pausiert. Laut Zentralbank-Chef Andrew Bailey zeigt die straffe Linie bei der Bekämpfung der Inflation Wirkung. Spekulationen über Zinssenkungen erteilte er aber jüngst eine Absage.
MITTELFRISTZIELE ERFREUEN DEUTSCHE-BANK-ANLEGER
Neben der Fed hielten am Donnerstag auch die Bilanzen zahlreicher Unternehmen die Dax-Anleger auf Trab. Für Gesprächsstoff sorgten vor allem die Papiere der Deutschen Bank. Sie führten den Dax mit einem Plus von mehr als fünf Prozent an. Der Ausblick für 2025 sei ganz gut gewesen, sagte ein Börsianer. Der Konzern strebt 2025 Erträge von etwa 32 Milliarden Euro an. Das Ziel für das durchschnittliche jährliche Wachstum im Zeitraum von 2021 bis 2025 erhöhte das Geldhaus von 3,5 bis 4,5 Prozent auf 5,5 bis 6,5 Prozent.
Im Gegensatz zur Deutschen Bank ging es für die Titel anderer europäischer Kreditinstitute zum Teil deutlich bergab: Die Titel der niederländischen Großbank ING rauschten um 6,7 Prozent in den Keller. Das Geldhaus erwartet nach einem Gewinnsprung zunächst keine weiteren Höhenflüge. Die Titel der französischen BNP Paribas verloren nach mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalsbilanzen 7,3 Prozent. Aktien des spanischen Finanzinstituts Sabadell, das ebenfalls Zahlen vorlegte, fielen um knapp zwei Prozent.
Keinen guten Tag erwischten Adidas - sie verprellten die Anleger mit ihrem Ausblick für 2024. Die Aktien des Sportartikelherstellers fielen um 4,5 Prozent und bildeten damit das Schlusslicht im Dax. Für das Gesamtjahr stellte Adidas währungsbereinigt ein Umsatzplus von rund fünf Prozent und einen Betriebsgewinn von 500 Millionen Euro in Aussicht. Analysten hatten dem Nike-Rivalen LSEG-Daten zufolge in diesem Jahr einen Betriebsgewinn von fast 1,3 Milliarden Euro zugetraut.
(Bericht von Daniela Pegna und Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)