Frankfurt (Reuters) - Die Verunsicherung rund um den Zeitplan für Zinssenkungen der US-Notenbank Fed stimmt die Börsenanleger vorsichtig.
Der Dax und der EuroStoxx50 notierten gegen Montagmittag jeweils kaum verändert bei 16.944 und 4662 Punkten.
Die Investoren wägten Analysten zufolge zwischen der Hoffnung auf bald fallende Zinsen und den starken US-Jobdaten ab. "Nach dem Bericht am Freitag dürfte wohl auch der letzte Anleger den März als ersten Zinssenkungstermin der Fed von seinem Wunschzettel gestrichen haben", kommentierte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets.
Seit den starken US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag gilt auch eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Mai nicht mehr als ausgemacht. An den Terminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit dafür auf rund 65 Prozent geschätzt, vor dem Bericht waren es mehr als 90 Prozent gewesen. Die Währungshüter versuchen, mit erhöhten Zinssätzen die Inflation zu bekämpfen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen.
GOLDPREIS UND ÖL UNTER DRUCK
Die Erwartung vorerst hoch bleibender Zinsen drückt den Goldpreis. Das Edelmetall verbilligte sich um 0,7 Prozent auf rund 2024 Dollar je Feinunze. "Fed-Chef Jerome Powell hat wiederholt angedeutet, dass es dieses Jahr nur drei Zinssenkungen geben wird. Daher bleibt es fraglich, ob der Goldpreis den Aufwärtskurs fortsetzen kann", sagte Matt Simpson, Analyst bei City Index. Bei hohen Leitzinsen investieren Marktteilnehmer eher in sichere, aber verzinste Anlagen, anstatt Gold zu kaufen, worauf es keine Zinsen gibt.
Die Zinssorgen drückten auch den Ölpreis. Die anhaltende Angst vor einer möglichen Eskalation des Kriegs in Nahost grenzte jedoch die Gewinne ein. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund ein halbes Prozent auf 76,97 und 71,82 Dollar pro Barrel (159 Liter).
DELIVERY HERO DREHT INS MINUS UND FÄLLT AUF ALLZEITTIEF
Bei den Einzelwerten hat Delivery Hero die anfänglichen Kursgewinne nach seinen Jahreszahlen nicht halten können. Die Titel des Essenslieferdienstes drehten ins Minus und verloren bis zu 10,4 Prozent auf ein Allzeittief von 14,92 Euro. Zuvor waren sie um bis zu 11,4 Prozent gestiegen. "Der positive Aspekt des Berichts war der Ausblick", sagte Ioannis Pontikis vom Analysehaus Morningstar. "Dann haben die Investoren die ganze Veröffentlichung verdaut - und zwar zusammen mit der Information, dass der Umsatz leicht unter den Markterwartungen lag." Experte Clement Genelot von der Investmentbank Bryan, Garnier & Co wies zusätzlich auf die Sorgen der Anleger über die Aussichten für die langfristige Liquidität des Unternehmens hin.
Gefragt waren dagegen Adidas. Die Titel des Sportartikelherstellers kletterten um 2,7 Prozent auf 179,74 Euro und waren zunächst die größten Gewinner im Dax. Die Experten der Royal Bank of Canada hatten sie auf "Outperform" nach zuvor "Sector Perform" gesetzt. Auch das Kursziel wurde auf 200 von 174,70 Euro angehoben. "Adidas setzt sich gerade sehr gut mit seinem Produktangebot durch, und angesichts der konjunkturbedingt volatilen Nachfrage ist das für uns im Moment ein sehr wichtiger Faktor", hieß es.
In Mailand deckten sich die Anleger mit UniCredit ein. Die Papiere der italienischen Großbank gewannen knapp zehn Prozent auf ein Acht-Jahres-Hoch von 29,31 Euro. Nach einem besser als erwartet verlaufenen Jahr 2023 zahlt das Geldhaus den gesamten Gewinn an seine Aktionäre aus. Allein im Quartal von Oktober bis Dezember betrug der Nettogewinn 2,8 Milliarden Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie Analysten prognostiziert hatten.
(Bericht von Zuzanna Szymanska; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)