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Deutsche Unternehmen drosseln Produktion deutlich - "Keine Trendwende in Sicht"

07.02.2024
um 08:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Dezember den überraschend stark gedrosselt.

Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,6 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das ist nicht nur der vierte Rückgang in Folge, sondern zugleich der stärkste seit März 2023. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 0,4 Prozent gerechnet, nachdem es im November ein Minus von 0,2 Prozent gegeben hatte. 2023 fiel die Produktion damit um 1,5 Prozent niedriger aus als im Jahr davor. "Die deutlichsten Rückgänge waren dabei in den energieintensiven Industriezweigen sowie der Energieerzeugung zu verzeichnen", erklärten die Statistiker.

Auch im laufenden Jahr dürften es angesichts hoher Zinsen, teurer Energie, geopolitischer Risiken und einer verhaltenen Weltkonjunktur keinen Boom geben. "Eine Trendwende zeichnet sich noch nicht ab", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die aktuelle Entwicklung. "Erst im weiteren Jahresverlauf dürfte eine binnenwirtschaftlich getragene Erholung einsetzen." Die Industrieaufträge waren im Dezember mit 8,9 Prozent zum Vormonat zwar so stark gestiegen wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr - bedingt allerdings nur durch außergewöhnlich viele Großaufträge, etwa für Flugzeuge. 2023 insgesamt schrumpfte das Neugeschäft dagegen um 5,9 Prozent.

Die exportabhängige Industrie allein stellte im Dezember 1,5 Prozent weniger her als im Vormonat. Besonders die Chemiebranche trat auf die Bremse: Hier gab es ein kräftiges Minus von 7,6 Prozent. Damit sank die Produktion in der chemischen Industrie 2023 insgesamt auf den niedrigsten Wert seit 1995. Die energieintensiven Industriezweige, zu denen neben der Chemie unter anderem die Bereiche Glas, Glaswaren und Keramik sowie Metallerzeugung und -bearbeitung gehören, stellten im Dezember 5,8 Prozent weniger her als im Vormonat. Auch die Maschinenbauer (-1,6 Prozent) und die Hersteller elektrischer Ausrüstungen (-3,5 Prozent) drosselten ihre Erzeugung. Dagegen meldete die Automobilindustrie einen Produktionszuwachs von 4,0 Prozent.

Die Energieerzeugung wuchs Ende vergangenen Jahres um 4,1 Prozent, bedingt durch den Wintereinbruch. Die Bauproduktion schrumpfte dagegen um 3,4 Prozent. Der Baubranche machen hohe Zinskosten zu schaffen, die bei privaten und professionellen Investoren für Zurückhaltung sorgen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)