Frankfurt (Reuters) - Höhere Zinseinnahmen und die Übernahme des dänischen Finanzsoftware-Spezialisten SimCorp haben die Ergebnisse der Deutschen Börse im vergangenen Jahr kräftig angeschoben.
Der den Aktionären zurechenbare Überschuss sei 2023 um 15 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro gestiegen, teilte der Börsenbetreiber am Mittwochabend mit. Die Nettoerlöse nahmen um 17 Prozent auf 5,08 Milliarden Euro zu. Die Zahlen lagen im Rahmen der Analystenerwartungen. "Wir konnten unsere Rekord-Umsätze und -Gewinne des Vorjahres weiter stark steigern, wobei uns dabei auch der kräftige zyklische Rückenwind hoher Zinsen geholfen hat", erklärte Konzernchef Theodor Weimer. Die strategisch wichtige Übernahme von SimCorp sei ein Meilenstein zum Ausbau der Geschäfte.
Von dem Gewinnschub sollen auch die Aktionäre profitieren. Ihnen stellte das Unternehmen eine höhere Dividende von 3,80 Euro je Aktie in Aussicht nach 3,60 Euro im Vorjahr.
Zum laufenden Jahr äußerte sich Weimer optimistisch. "Auch für das Jahr 2024 erwarten wir wieder ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum aufgrund unseres organischen Wachstums und der Konsolidierung von SimCorp," sagte er. Die Weichen für den weiteren Wachstumskurs seien gestellt. Der Konzern steuert 2024 einen Anstieg der Nettoerlöse auf mehr als 5,6 Milliarden Euro an. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda)soll auf mehr als 3,2 Milliarden Euro zulegen. Die Deutsche Börse rechnet mit leichtem Gegenwind angesichts der erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank Fed. Sollten die Börsenschwankungen zunehmen oder die Fed an den Zinsen nicht rütteln, würde sich dies positiv auf die Erwartung auswirken, erklärte der Konzern.
Am Finanzmarkt wird derzeit die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung auf der Fed-Zinssitzung im Mai mit rund 68 Prozent eingestuft. Auch in Europa steuern die Währungshüter auf eine Zinswende zu. Aus den Kursen am Finanzmarkt geht aktuell hervor, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im April mit 54 Prozent taxiert wird. Ein Zinsschritt nach unten im Juni ist bereits fest in den Kursen enthalten.
Die Nettozinserträge waren 2023 der größte Nettoerlöstreiber für die Börse. Der Konzern baute sein Ebitda um 17 Prozent auf 2,94 Milliarden Euro aus. Die operativen Kosten nahmen um 16 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro zu. Die Mitarbeiterzahl stieg an. Dazu kamen Investitionen in Wachtsumsfelder. Auch Kosten im Zusammenhang mit der Konsolidierung der SimCorp trugen dazu bei. Mit der 3,9 Milliarden Euro schweren Übernahme will die Börse ihr Geschäft mit Dienstleistungen für Vermögensverwalter erweitern. "Das neue Segment Investment Management Solutions, das die immer wichtiger werdenden Asset Manager als Zielgruppe hat, wird von uns systematisch weiter ausgebaut", kündigte Weimer an. Der Konzern arbeit schon seit längerem daran, weniger abhängig zu sein vom schwankungsanfälligen Wertpapierhandel.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)