Reuters

Dax kommt in Trippelschritten voran - Bilanzen stützen

08.02.2024
um 12:22 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Inmitten einer Flut von Firmenbilanzen sind die Anleger am europäischen Aktienmarkt am Donnerstag vorsichtig optimistisch geblieben. Der Dax lag am Vormittag 0,2 Prozent höher bei 16.955 Punkten.

Der EuroStoxx50 stand 0,4 Prozent im Plus bei 4702 Punkten. Der deutsche Leitindex hatte erst am Dienstag eine neue Bestmarke markiert. Es sei ein typisches Verhaltensmuster, dass die Investoren nach dem Sprung auf ein Allzeithoch erst einmal Kasse machten, sagte Frank Sohlleder, Marktanalyst für ActivTrades. An den US-Börsen hatte sich die Rekordjagd am Mittwoch fortgesetzt.

Während sich der Dax an der Marke von 17.000 die Zähne ausbeiße, könne an der Wall Street der S&P-500 weiter Richtung 5000 Punkte gehen, fasste Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets zusammen. "Was allerdings danach passiert, dürfte auch wegweisend für den Dax werden und dann hoffentlich auch die Frage beantworten, ob der Index in Frankfurt seine runde Marke nun endgültig hinter sich lassen kann oder sie doch erst einmal als unüberwindbar zu den Akten legen muss."

ANLEGER SORGEN SICH WEITER UM CHINA

Im Gegensatz zur Jubelstimmung an den amerikanischen Börsen hängen Deflationssorgen und eine drohende Konjunkturabkühlung auch weiterhin wie ein Damoklesschwert über den chinesischen Märkten. Die Verbraucherpreise sanken im Januar zum vierten Mal in Folge. Für Erleichterung bei den Anlegern sorgte jedoch, dass Peking den Chef der Wertpapieraufsichtsbehörde durch einen erfahrenen Aufsichtsbeamten ersetzt hatte. "Es scheint, dass Peking den stark fallenden Aktienmarkt bemerkt hat", sagte Portfoliomanager Rob Brewis von Aubrey Capital Management mit Sitz in Großbritannien.

Weiterhin hält auch die Frage nach der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die Anleger in Atem. Notenbanker auf beiden Seiten des Atlantiks bekräftigten zuletzt, dass die Zentralbanken bei der Lockerung der Geldpolitik vorsichtig sein müssen. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen stieg um zwei Basispunkte auf 2,32 Prozent.

KURSEINBRUCH BEI MAERSK

Der dänische Schifffahrtsriese Maersk vergraulte die Investoren mit einem Gewinneinbruch. Die Aktien stürzten um zwölf Prozent auf den niedrigsten Stand seit Mitte Dezember. Verluste im vierten Quartal, eine schwache Prognose für 2024 und die Aussetzung des Aktienrückkaufprogramms machten den Titeln zu schaffen, sagte Sydbank-Analyst Mikkel Emil Jensen. Zu den Verlierern in London gehörten Astrazeneca, deren Aktien rund zwei Prozent einbüßten. Der Pharmakonzern verdiente im vierten Quartal mit 1,45 Dollar je Aktie weniger als von Analysten erwartet. Bei den deutschen Unternehmen rutschten Siemens nach den Zahlen zunächst um mehr als zwei Prozent ab, grenzten ihr Minus anschließend jedoch auf 0,4 Prozent ein. Beim Jahresauftakt habe vor allem die starke Auftragslage herausgestochen, während die Umsätze ein wenig unter den Erwartungen gelegen hätten, sagte ein Händler.

NEMETSCHEK UND VERBIO AUF HÖHENFLUG

Hingegen legten sich Anleger Unilever in die Depots. Die Aktien stiegen um knapp drei Prozent, nachdem der Konsumgüterkonzern ein Aktienrückkaufprogramm auf den Weg brachte. Bei den deutschen Nebenwerten glänzten Nemetschek, die bis zu 5,7 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch zulegten. Die Münchner Softwarefirma hat den Gewinn im abgelaufenen Jahr trotz der Umstellung von Lizenzverkäufen auf Abo-Modelle stabil gehalten. Produktionsrekorde beflügelten die Aktien von Verbio, die um 12,9 Prozent zulegten. Dank Zukäufen und Effizienzsteigerungen produzierte Verbio in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2023/2024 so viel Biokraftstoff wie noch nie.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)