Frankfurt (Reuters) - Investoren am Finanzmarkt haben ihre Spekulationen auf eine rasche erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas zurückgenommen.
Inzwischen wird ein Schritt nach unten auf der Zinssitzung im April am Geldmarkt nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 48 Prozent taxiert, wie aus den Kursen am Freitag hervorging. Noch im Januar war eine erste Zinssenkung im April zeitweise fest in den Kursen enthalten gewesen. Seitdem haben eine Reihe von Währungshütern der EZB die Erwartungen am Finanzmarkt zu dämpfen versucht.
Erst am Donnerstag hatte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane auf einer Veranstaltung in Washington darauf hingewiesen, dass die Euro-Notenbank für eine gewisse Weile die Wirtschaftsdaten hereinkommen lassen müsse. Die EZB müsse erst im Desinflationsprozess noch weiter vorangekommen sein, bevor sie hinreichend sicher sein könne, dass das Notenbank-Ziel von 2,0 Prozent Inflation rechtzeitig erreichen werde. Belgiens Notenbank-Gouverneur Pierre Wunsch hatte am Donnerstag auf einer Veranstaltung in Brüssel angemerkt, dass es einen gewissen Wert habe zu warten.
Für die Zinssitzung der EZB im Juni ist eine Zinssenkung am Geldmarkt nach wie vor in den Kursen enthalten - allerdings nur noch knapp. Die Euro-Wächter um Notenbankchefin Christine Lagarde haben seit September 2023 an den Schlüsselzinsen nicht gerüttelt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Finanzinstitute bekommen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, liegt seitdem bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Die Inflation im Euroraum lag zuletzt im Januar bei 2,8 Prozent.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)