Islamabad (Reuters) - In Pakistan wird die Parlamentswahl von Verbündeten des inhaftierten Ex-Ministerpräsidenten Imran Khan dominiert.
Von dem früheren Cricket-Star unterstützte unabhängige Kandidaten lagen nach der Auszählung von mehr als der Hälfte der Wahlkreise vorn, wie am Freitag aus einer Zusammenstellung der Nachrichtenagentur Reuters von Ergebnissen der offiziellen Wahlkommission hervorging. Von den ausgezählten 136 Wahlkreisen holten Kandidaten aus Khans Lager 49, die Muslimliga seines Erzrivalen Nawaz Sharif 42 und die Pakistanische Volkspartei von Bilawal Bhutto Zardari, dem Sohn der ermordeten früheren Ministerpräsidentin Benazir Bhutto, 34. Die Ergebnisse der Wahl am Donnerstag ließen ungewöhnlich lange auf sich warten.
Sharifs Muslimliga galt vor dem Votum, bei dem über 253 Parlamentssitze abgestimmt wurde, als Favoritin. Mit der sich nun abzeichnenden Führung unabhängiger Kandidaten bekommen Befürchtungen von Beobachtern neue Nahrung, dass dem atomar bewaffneten, wirtschaftlich angeschlagenen Land innenpolitisch unruhige Zeiten bevorstehen. Unabhängige Kandidaten dürfen keine eigene Regierung bilden, sich aber nach der Abstimmung einer Partei ihrer Wahl anschließen.
Khans Partei PTI war von der Wahl ausgeschlossen worden. Khan selbst sitzt wegen verschiedener Anschuldigungen im Gefängnis. Er war 2022 durch ein Misstrauensvotum abgesetzt worden und wirft dem Militär eine Kampagne gegen sich und seine Partei vor. Sharif ist ebenfalls ein ehemaliger Ministerpräsident des Landes und gilt als Günstling des einflussreichen Militärs. Sein Umfeld zeigte sich zuversichtlich, mit Unterstützung Unabhängiger eine Koalition bilden zu können.
Sharif war Ende 2023 aus dem selbst gewählten Exil in London zurückgekehrt. Er hat versprochen, die Wirtschaft des südasiatischen Landes wieder aufzubauen. Aktuell wird das Land von einer Übergangsregierung unter dem parteilosen Ministerpräsident Anwaar ul Haq Kakar geführt.
Die Verzögerung der Wahlergebnisse führte die Wahlkommission auf Internetprobleme zurück. Die Regierung verwies darauf, dass Mobilfunknetze abgeschaltet worden waren. Dies sei Teil von Sicherheitsmaßnahmen, zu denen auch die vorübergehende Schließung der Grenzen zum Iran und zu Afghanistan gehörten. Zehntausende Soldaten wurden zur Absicherung der Wahllokale eingesetzt. Trotz der Maßnahmen starben laut Innenministerium bei Schießereien, Bombenexplosionen und Granatenangriffen während der Wahl 28 Menschen, darunter zwei Kinder.
(Bericht von Ariba Shahid und Gibran Naiyyar Peshimam, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)