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EZB - Neues EZB-Instrument deutet auf weiteres Lohnwachstum hin

09.02.2024
um 15:47 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Das Lohnwachstum im Euroraum könnte nach einem neuen Prognose-Instrument der EZB in den ersten Monaten dieses Jahres noch einmal zulegen.

Die Währungshüter stellten den neuen Indikator, bei dem es sich um nach vorne blickende Lohn-Tracker handelt, erstmals umfassend in einem am Freitag veröffentlichten Aufsatz vor. Für das Gesamtjahr 2024 signalisierten diese Messinstrumente ein Lohnwachstum von rund 4,5 Prozent, hieß es in der Publikation. Das gelte sowohl für Tracker, die Sonderzahlungen bei den Tarifabschlüssen berücksichtigten, als auch für solche, die diese nicht abdeckten. Die Lohn-Tracker nutzen Daten zu den Tarifvereinbarungen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden, Österreich und Griechenland.

"Nach vorne blickende Lohn-Tracker mit und ohne Einmalposten deuten an, dass das Lohnwachstum 2024 leicht über den Niveaus von 2023 liegen wird", hieß es in dem Aufsatz. Viele Tarifverträge liefen aus und stünden im ersten Quartal 2024 zur Neuverhandlung an. "Die bei diesen Neuverhandlungen vereinbarten Lohnzuwächse dürften sich entscheidend auf die Entwicklung des Lohndrucks im Jahr 2024 auswirken", schreiben die Autoren. Dies zeige, wie wichtig eine genaue Beobachtung der Lohnverhandlungen in den ersten Monaten des laufenden Jahres sei.

Die EZB hält ein Lohnwachstum von um die drei Prozent für verträglich mit ihrem mittelfristigen Ziel einer Inflationsrate von 2,0 Prozent. Das Wachstum der Löhne in der 20-Ländergemeinschaft gilt momentan als einer der stärksten Inflationstreiber. Entsprechend wichtig sind Hinweise zur künftigen Lohnentwicklung für die anstehende Entscheidung der Währungshüter, wann sie erstmals wieder die Schlüsselzinsen senken sollen. Am Finanzmarkt wird dies bereits im April oder im Juni für möglich gehalten.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)