Reuters

Thailand will Kredithaie mit eigenem Vermögensverwalter verdrängen

12.02.2024
um 09:17 Uhr

Bangkok (Reuters) - Thailand will mit einem eigenen Vermögensverwalter das hartnäckige Problem der hohen Verschuldung der privaten Haushalte angehen. Die neue Firma soll von der staatlichen Sparkasse gegründet werden, wie Ministerpräsident Srettha Thavisin am Montag auf einer Pressekonferenz ankündigte. Sie werde sich vor allem um Fälle besonders hoch verschuldeter Haushalte kümmern. Das neue Unternehmen werde lockerere Regeln für die Verwaltung von Schulden anbieten. Konkrete Angaben dazu, wie viele Schulden übernommen oder wie vielen Menschen geholfen werden soll, wurden nicht gemacht.

Thailand weist eine besonders hohe Verschuldung der privaten Haushalte auf. Diese stehen mit 16,2 Billionen Baht (umgerechnet etwa 420 Milliarden Euro) in der Kreide. Das entspricht 90,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Einkommensschwache Familien, denen keine neuen Bankkredite mehr gewährt werden, weichen oft auf illegale Kredithaie aus. Viele Thailänder sitzen angesichts hoher Zinsen, die diese verlangen, in der Schuldenfalle.

Die Regierung rechnet nicht mit einer raschen Lösung des Problems. "Der Weg, der vor uns liegt, ist noch sehr schwierig", räumte Srettha. Eine Schwierigkeit sei, dass die Verbindlichkeiten nur unvollständig registriert seien.

Srettha hat das Schuldenproblem als ein Haupthindernis für die Stärkung der zweitgrößten Volkswirtschaft Südostasiens bezeichnet, die seine Regierung mit umfangreichen Konjunkturmaßnahmen wiederbeleben will. Zuvor hatte Srettha ein Hilfsprogramm in Höhe von 14 Milliarden Dollar angekündigt, mit dem der private Konsum angekurbelt werden soll. Es sieht vor, 50 Millionen Einwohnern jeweils 10.000 Baht (258 Euro) zu überweisen. Dieses Geld sollen sie innerhalb von sechs Monaten ausgeben. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Finanzierung. Einigen Experten bezeichneten das Vorgehen mit Blick auf die Staatskassen als unverantwortlich.

(Bericht von Orathai Sriring, Kitiphong Thaichareon, Satawasin Staporncharnchai und Panarat Thepgumpanat, geschrieben von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)