- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz und Vera Eckert und John O'Donnell
Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Der in der Energiekrise verstaatlichte Düsseldorfer Versorger Uniper soll den Arbeitnehmervertretern zufolge nicht komplett privatisiert werden.
"Wir wollen, dass der Bund langfristig an Uniper beteiligt bleibt", sagte Konzernbetriebsratschef Harald Seegatz in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Der Bund solle eine Sperrminorität von 25 Prozent plus eine Aktie behalten. Das gebe dem Unternehmen Stabilität für die langfristige Ausrichtung. "Außerdem schützt dies vor einer Übernahme oder einer Zerschlagung und sichert die Arbeitsplätze."
Der größte deutsche Gaskonzern war in der Energiekrise 2022 in Schieflage geraten und verstaatlicht worden. Über 99 Prozent der Anteile liegen beim Bund, die einen Wert von fast 24 Milliarden Euro haben. Die EU-Kommission hatte die Übernahme unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass der Staat seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie abschmilzt. Zudem muss Uniper bis Ende 2026 eine Reihe von Vermögenswerten verkaufen, darunter das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen.
"Die Umsetzung liegt in der Hand der Bundesregierung", betonte Seegatz, der auch im Aufsichtsrat des Düsseldorfer Konzerns mit seinen rund 7000 Beschäftigten sitzt. Auch andere Länder wie Frankreich oder Finnland setzten auf eine Staatsbeteiligung. "Der Staat tut gut daran, die Versorgungssicherheit nicht komplett in andere Hände zu geben."
UNIPER MUSS GROSSE TEILE SEINES PORTFOLIOS VERÄUSSERN
Insider sagten Reuters, dass der Bund im kommenden Jahr bis zu 30 Prozent der Anteile im Rahmen eines sogenannten Re-IPOs an die Börse bringen könnte. Größere Anteile könnten strategische Investoren übernehmen. Es sei aber wahrscheinlich, dass der Bund mit einem Minderheitsanteil an Bord bleibe. Uniper wollte am Dienstag keinen Fahrplan für den Ausstieg nennen und verwies auf frühere Aussagen, wonach dies der Bund entscheide, mit dem man im ständigen Austausch sei. "Spekulationen kommentieren wir nicht", erklärte das Bundesfinanzministerium.
"Die von der EU verlangten Asset-Verkäufe sind sehr schmerzhaft", erklärt Betriebsratschef Seegatz. "Wir verlieren dadurch große Teile unseres Portfolios. Wir müssen uns jetzt auf den Umbau des Konzerns konzentrieren." Uniper wolle das Geschäft mit Flüssiggas und Wasserstoff ausbauen und damit die Gasversorgung in Deutschland sichern. Auch für die Umsetzung der von der Bundesregierung angekündigten Kraftwerksstrategie sei der Versorger nicht zuletzt wegen seiner vorhandenen Kraftwerksflächen gut auf gestellt.
Für Uniper hat sich nach den milliardenschweren Verlusten 2022 das Blatt gewendet. Der Konzern hatte in den ersten neun Monaten 2023 ein Ergebnis von 9,8 Milliarden Euro eingefahren. "Das Unternehmen hat sich sehr gut entwickelt und die neue Aufstellung zeigt erste Erfolge", sagt Seegatz. Der Düsseldorfer Versorger legt am 28. Februar die Bilanz für das Geschäftsjahr 2023 vor.
(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz, John O'Donnell, Vera Eckert, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)